Aus der Urzeit der Küche.
251
trocknetes Obst sind reichlich vorhanden. Die Sämereien erfordern bei dem llerausschaffen die grösste Sorgfalt und Aufmerksamkeit; die Ähren sind — wenn sie an die Luft kommen — so zerbrechlich, dass man sie beinahe nicht berühren darf; durch das Trocknen gewinnen sie jedoch Festigkeit, so dass man sie ohne Schwierigkeit aufbewahren kann. Von Getreidearten wurden nachgewiesen verschiedene Arten von Gerste, Weizen, Hirse und Emmer, — die Körner gewöhnlich in grösserem Vorräte, der keiner Hütte fehlte; aber wohl alles verkohlt. — Eine jede Hütte hatte ihre eigene Mühle, etwa aus Granit. (Zu solcher Mühle gehören bekanntlich ein ausgehöhlter, grösserer Stein und ein runder, kleinerer zum Reiben.) — Für Brot müssen die Pfahlbauer grosse Vorliebe gehabt haben. Dasselbe findet sich in flachen, kuchenartigen Brötchen von 15 bis 20 cm Durchmesser und 3 bis 5 cm Dicke und lässt hei mikroskopischer Untersuchung noch deutlich die schlecht ver- mahlenen Körner und oft auch einzelne Kleieteile erkennen; ja, selbst kleine Reste der Mühlen — die bei dem Reiben der Steine sich loslösten — sind nicht schwer nachzuweisen. Der Abdruck eines Kastanien- Blattes oder dgl. auf einem Brötchen hat zu der Vermutung geführt: dass man zum Backen Modelle oder Formen benutzte. Man verbackte Gerste, Weizen und Hirse. — Neben den Getreidearten kommen am häufigsten die Apfel und zwar die sogenannten Holzäpfel vor. (Nach Heer hatten die Pfahlbauer aber auch schon eine kultivierte Art.) Fast alle Apfel waren entzwei geschnitten, um sie besser dörren zu können. — Hirnen sind selten. (Es stellt uns frei, an Hirseklösse mit getrocknetem Obst und Knöcheln vom Torfschwein zu denken.) — Sehr beliebt werden Haselnüsse gewesen sein, von denen zwei Arten gefunden wurden; und als sonstiges Dessert mögen die Mengen von Himbeeren und Brombeeren, sowie die weniger häufigen Erdbeeren und Heidelbeeren angesehen werden. Von der gleichzeitig hier nachgewiesenen Wassernuss spreche ich noch nachher. — H. Messikommer jun. sagt: „Oft macht es beim Graben den Eindruck, als ob der Ort erst gestern verlassen worden wäre, so deutlich kann man alle Details der häuslichen Verhältnisse und Einrichtungen verfolgen.“
Alles weist darauf hin, dass die Pfahlbauer Ackerpfleger, Viehzüchter und Jäger gewesen sind. Die Pfahlbauerinnen haben also einen abwechslungsvollen „Tisch“ führen können. Thönerne und hölzerne Ge- fässe standen ihnen zur Verfügung. Heer nimmt an, dass auch das Getreide in grossen, thönernen Gefässen anfbewahrt wurde. — Was die besagten Brötchen anbelangt, so erinnerten sie R. Hartmann*) an die sehr ähnlich geformten, auf einer mit Sesam-, Ricinus-Öl oder Butter abgeriebenen Platte gebackenen Brote, welche den ägyptischen, in Berber
*) Z. f. Ethn. 1871, S. 98.