Ans der Urzeit der Küche.
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von wilden Pferden zu essen; den meisten auch das von zahmen. Von nun an, heiligster Bruder, gestatte ich dies auf keine Weise mehr.“ (Nebenbei sei erwähnt, dass noch am Ende des 16. Jahrh. wilde Pferde in den Vogesen gewesen sein sollen.) — Die Litauer finden wir in alten Zeugnissen als Trinker von Pferdemilch, eine Sitte, die (bei den Germanen unbekannt) von den Reitern der südrussischen Steppen bis an die Ostsee sich weiter verbreitet hatte. — Wulfstan (871—901) berichtet: „Bei den Esten — d. h. den Preussen — giebt es so viel Honig, dass der König und die Reichen den Meth den Armen und den Knechten überlassen, selbst aber Stutenmilch trinken.“ Die Stuten wurden in grossen Herden gehalten und diese dann umzingelt oder herangetrieben, um gemolken zu werden. Durch Gährung der Milch gewann man ein berauschendes Getränk, dessen sich vorzugsweise die Vornehmen bedienten.*)
Nirgends ist gesagt worden, dass man auch „dicke Milch“ herstellte, — mit recht schöner Sahne; aber von Butter aus Pferdemilch (bei den Skythen) berichtet V. Hehn (a. a. O.).
„Für einige Stämme der Westgermanen“ sagt K. Könen**) „passt die Mitteilung bei Pomponius Mela über die damalige Rohheit der Germanen, welche das rohe Pferdefleisch von den Knochen nagten.“ — Derselbe Forscher berichtet, dass die Moriner und Menapier daselbst noch allein von Fischen und den Eiern wilden Geflügels lebten.
Wir müssen noch einmal zum Anfang der Küche zurückkehren; d. h. wir werden, um eine bequeme geographische Verbindung mit dem Norden Deutschlands zu gewinnen, ein wenig die dänischen Kjökken- möddings durchmustern.
Dieselben gehören der neolithischen oder jüngeren Steinzeit an. „Sie bilden Dämme in Höhe von 1 bis 3 m, in einer Länge von manchmal über 300 m bei 50 bis 60 m Breite. (So an der dänischen, deutschen und südschwedischen Küste.) Sie setzen sich aus tausenden weggeworfener Schalen der Auster, der Herzmuschel, Miesmuschel und anderer Seetiere zusammen und sind untermischt mit Knochen von Vögeln, wie Sing- schwan, Krickente, Taucherente, Möven, Ringtauben und Krähen, von Fischen, wie Lachs, Hecht, Aal, Dorsch, Flunder, Stichling, und von Säugetieren, wie Wildschwein, Reh, Hirsch, Auerochs, Biber, Seehund u. s.w. Die grösseren Knochen der Säugetiere finden sich gewöhnlich aufgeschlagen. — Zwischen diesen Speiseresten findet man noch mit Asche bedeckte Feuerstätten, rohe Gerätschaften und Scherben an.“***)
Ähnliche Verhältnisse sind auch anderwärts und für andere Zeiten
*) V. Hehn, Kulturpflanzen und Haustiere. V. Aufl.
**) C.-Bl. d. d. Ges. f. A., E. u. U., 1888, S. 14S.
***) G. Buschan, Jahr.-Ber. d. Ges. f. A. u. U. der Oberlausitz, Heft II.