Heft 
(1894) 3
Seite
255
Einzelbild herunterladen

Aus der Urzeit der Küche.

255

ist am meisten vertreten. Virchow*) sagt von den Funden am Werbelin- See u. s. w.:Man kann sagen, dass beinahe die Hälfte der erkennbaren Knochen dem Schweine angehört. Es sei aber fraglich, ob das, von den Schweizer Pfahlbauten bekannte Torfschwein (Sus palustris) in der Mark zu Hause gewesen sei.

Oft handelt es sich bei den Fundstätten um sogenannte Trichter­gruben, in denen wohl auch gekocht wurde.

Das Sieden des Fleisches im Wasser mag schon von den Höhlen­menschen geübt worden sein. Bei modernen Naturvölkern bringt man u. a. Wasser zum Sieden dadurch: dass glühend gemachte Steine in eine mit Wasser gefüllte und mit einer Tierhaut ausgekleidete Erdgrube geworfen werden. Ähnlich mag die Speisebereitung in der Urzeit gewesen sein. Das Fleisch wurde in das auf die geschilderte Weise erhitzte Wasser geworfen, und die Bouillon war fertig.**)

Über die Art, wie man z. B. einen Bratenspiess oder dgl. anbrachte, lassen sich nur Vermutungen anstellen. Man wird indessen nicht fehl­gehen, wenn man hierbei die einfachste Herstellung und Handhabung voraussetzt.

Über Schüsseln, Töpfe, Tassen und Löffel zu berichten, würde über den Rahmen dieses bescheidenen Vortrages hinausführen und muss ein andermal berücksichtigt werden. Das Märkische Provinzial-Museum, das kgl. Museum für Völkerkunde hierselbst und die Sammlung der Niederlausitzer anthropologischen Gesellschaft bergen eine grossartige Fülle von prähistorischer Kücheneinrichtung aus der Mark Branden­burg. U. a. fand man auch, z. B. bei Buschow, merkwürdige, durch­löcherte Gefässe, welche als Käsenäpfe oder dgl. angesehen werden.

Was den alten und ältesten Märkern an Früchten zu Gebote stand, hat uns Herr Geheimrat Friedel in der November-Sitzung des vorigen Jahres veranschaulicht, sogar unter Probeessen der auf der Insel Scharfenberg gesammelten Früchte des europäischen Zürgelbaumes (Celtis australis). Demnach naschten Gross und Klein einst von Faul­baum, Eberesche, Elsbeere, von Holzbirnen und Holzäpfeln, Vogelkirschen, Schlehen u. s. w. Über den Weinbau in der Mark sprach neulich Herr Dr. Bolle; er ist uns aber die Fortsetzung schuldig, nämlich seine Meinung über den Beginn der Weinkultur hier. V. Hehn (a. a. O.) er­zählt uns, dass während der römischen Kaiserzeit der Weinbau in Gallien nicht blos sich befestigte, sondern seine Grenzen erweiterte. Von hier aus ward, wenn auch nicht der Weinstock, so doch der Wein den angrenzenden Germanen zugeführt. Tausend Jahre später belehrten die Deutschen die Bewohner Norwegens über den Werth des Weins.

*) Z. f. Ethn. 1869, S. 404.

**) G. Buschan, a. a. O.

19