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Veneta.
Zwischen Binsen, zwischen Rohr Ob gedacht vergang’ner Tage Wieder hast du, Gottesklage?
Galt dein Laut nicht meinem Ohr?
Jammert’ dich vielleicht das Loos Kleiner Insel, die Geschütze Angstvoll hüll’n in Rauch und Blitze, Ew’ges Mitleid, Bozawoss!?
Werbesoldat und Murawa.
Es ruh’n die Soldaten In ihrer Casarm.
Sie schlafen mitsammen Den Kopf auf dem Arm.
Die Tags hindurch trugen Die knappe Montur,
Nichts Sanfteres hörend, Kommandoruf nur,
Die lässt nun der Schlummer Vergessen ihr Leid,
Die trägt nun der Traumgott Von dannen so weit;
Zur heimischen Hütte,
Zur Liebsten, zum Freund,
Zur Mutter, die einsam Verlor’nem nach weint;
Die macht nun der Augen Geschlossenes Lid Zu Menschen gleich and’ren,
Die Dienstbarkeit flieht.
Wie schlummern sie ruhig, Die Wangen so rot.
Sie sparen den Kummer Auf fur’s Morgenrot.
Nur Einer, ein Wende,
Den Wen’ge versteh’n,
Der fremd unter Fremden,
Muss traurig dasteh’n,
Nur der ging zu Bette —
Ihn schläferte sehr —
Kann Ruh’ doch nicht finden, Wirft hin sich und her.
Laut stöhnt er und klaget,
Es engt ihm die Brust;
Ihn plagen Gedanken,
Halb Traum, halb bewusst.
Ihn peinigt Alpdrücken.
Obwohl er nichts sah,
Fühlt er, dass heimsuchet Ihn die Murawa.
Ka m’rad mach ein Ende!
Das geht nicht so fort.
Dir brennen die Schläfen,
Uns stört’s hier am Ort.
Ich kenn’ die Geschichte,
Kam öfters schon vor.
Leicht ist da zu helfen,
Drum leih’ mir dein Ohr.
Schreib’ bald deinem Liebchen. Die sehnt allzusehr Sich nach deinen Küssen;
Das drückt dich so schwer.
Drum kannst du nicht schlafen. — Als jener nun schrieb,
Von Brust ihm und Bette Weg Murawa blieb.
Kinderraub.
Die Mähr ist kurz und ein Liedlein Lässt kaum sich daraus gestalten;
Doch lieb’ ich Geschichten, die ganz klein — Gar häufig sind’s die uralten.