Heft 
(1894) 3
Seite
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Veneta.

Zwischen Binsen, zwischen Rohr Ob gedacht vergangner Tage Wieder hast du, Gottesklage?

Galt dein Laut nicht meinem Ohr?

Jammert dich vielleicht das Loos Kleiner Insel, die Geschütze Angstvoll hülln in Rauch und Blitze, Ewges Mitleid, Bozawoss!?

Werbesoldat und Murawa.

Es ruhn die Soldaten In ihrer Casarm.

Sie schlafen mitsammen Den Kopf auf dem Arm.

Die Tags hindurch trugen Die knappe Montur,

Nichts Sanfteres hörend, Kommandoruf nur,

Die lässt nun der Schlummer Vergessen ihr Leid,

Die trägt nun der Traumgott Von dannen so weit;

Zur heimischen Hütte,

Zur Liebsten, zum Freund,

Zur Mutter, die einsam Verlornem nach weint;

Die macht nun der Augen Geschlossenes Lid Zu Menschen gleich andren,

Die Dienstbarkeit flieht.

Wie schlummern sie ruhig, Die Wangen so rot.

Sie sparen den Kummer Auf furs Morgenrot.

Nur Einer, ein Wende,

Den Wenge verstehn,

Der fremd unter Fremden,

Muss traurig dastehn,

Nur der ging zu Bette

Ihn schläferte sehr

Kann Ruh doch nicht finden, Wirft hin sich und her.

Laut stöhnt er und klaget,

Es engt ihm die Brust;

Ihn plagen Gedanken,

Halb Traum, halb bewusst.

Ihn peinigt Alpdrücken.

Obwohl er nichts sah,

Fühlt er, dass heimsuchet Ihn die Murawa.

Ka mrad mach ein Ende!

Das geht nicht so fort.

Dir brennen die Schläfen,

Uns störts hier am Ort.

Ich kenn die Geschichte,

Kam öfters schon vor.

Leicht ist da zu helfen,

Drum leih mir dein Ohr.

Schreib bald deinem Liebchen. Die sehnt allzusehr Sich nach deinen Küssen;

Das drückt dich so schwer.

Drum kannst du nicht schlafen. Als jener nun schrieb,

Von Brust ihm und Bette Weg Murawa blieb.

Kinderraub.

Die Mähr ist kurz und ein Liedlein Lässt kaum sich daraus gestalten;

Doch lieb ich Geschichten, die ganz klein Gar häufig sinds die uralten.