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Kleine Mitteilungen.
rauben ihm aber Geld und Pferd gewaltsam und lassen Betke schwer verwundet in einem engen Hohlweg liegen. Dann, Verrat fürchtend, zerren sie Betkens Pferd über den auf dem Boden Niedergestreckten derartig hin, dass er zu Tode getreten wird.
Es ist dunkle Nacht, kein Geschöpf ausser den Mördern hat die That gesehen, vielleicht ein Zug wilder Gänse, der zur Herbstzeit über die Haide mit Geschrei dahin zieht. Bethke sagt im Sterben: „Die Vögel des Himmels, seine heiligen Engel, werden Euch verraten.“
Die Mörder fürchten jetzt, dass Betkens Ross an ihnen zum Verräter werden könne, begnügen sich mit dem geraubten Gelde und lassen das Tier davongehen. Dasselbe läuft nach Büttel und zeigt sich dort gegen seine Gewohnheit unruhig und wild. Als es aus dem Stall wieder ins Freie kommt, eilt es mit seinem Reiter nach dem Lesumer Hohlweg. Die Leiche wird gefunden und auf dem Bütteler Friedhof ehrenvoll bestattet.
Die That wird dem damaligen Landesherrn über Büttel, dem Erzbischof Christian in Bremen, gemeldet, die Spur der flüchtigen Mörder wies nach Böhmen, woselbst diese in das Heer Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz eingetreten sind. Die unglückliche Schlacht am Weissenberge bei Prag i. J. 1620 zerstreute das Heer des Winterkönigs und die Mörder kehrten wieder nach Hannover zurück, indem sie wohl hofften, dass nunmehr Gras über ihre That gewachsen sei. Es ist dort zufällig wiederum der übliche Herbstviehmarkt und die drei Kumpanen handeln auf dem Marktplatz zu Hannover um Ochsen. Es fliegt gerade ein Zug Vögel hoch in der Luft über den Markt, da sagt einer der drei, es mag die schwatzhafte, vorschnelle, kecke Berliner Art gewesen sein: „Kiek mal, da fliegen Hake Betken seine heiligen Engel!“
Ein Mann aus Büttel hört den sonderbaren Ausruf, stutzt, bringt die Sache zur Anzeige, und nun möchte man unwillkürlich mit den Worten des Dichters weiter fortfahren:
„Ergreift ihn, der das Wort gesprochen,
Und ihn, an den’s gerichtet ward!
Doch dem war kaum das Wort entfahren,
Möcht’ er’s im Busen gern bewahren;
Umsonst, der schreckensbleiche Mund Macht schnell die Schuldbewussten kund.
Man reisst und schleppt sie vor den Richter,
Die Scene wird zum Tribunal,
Und es gestehn die Bösewichter,
Getroffen von der Rache Strahl.“
Der Prozess wurde nach Sachsen-Recht unter Erzbischof Christian von Bremen eingeleitet, die Mörder bekannten und wurden zum Tode verurteilt. Die Hinrichtung Frerich Rinsels, des Berliners, und seiner zwei Spiessgesellen erfolgte unter dem Nachfolger Erzbischof Johann Friedrich, den Prozess leitete der Kaplan Andreassen in Vörde, dem heutigen Bremervörde. —
Indem wir die Worte Schillers anführten, deuteten wir bereits auf die überraschende Ähnlichkeit, welche unsere Erzählung mit den „Kranichen des