Heft 
(1894) 3
Seite
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Büclierschau.

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Das älteste Berliner Porzellan. Wegely und Gotzkowsky haben bereits in Berlin Vorgänger gehabt. Nur sehr wenig bekannt dürfte es sein, dass sich schon vor zwei Jahrhunderten zur Zeit des Grossen Kurfürsten (seit 1685) in Berlin an der Stätte des Grossen Friedrichs-Waisenhauses in der Stralauer Str. 57/58 eine Porzellanbrennerei befand, als deren Besitzer der Porzellanbrenner Wollbeer genannt wird. Angaben darüber befinden sich in den Akten des geschichtlich merkwürdigen Grundstücks Dorotheen- strasse 27, wo sich das von A. Schlüter im Jahre 1712 errichtete Logenhaus erhebt. Der Premierminister des Kurfürsten Friedrichs III, Dankelmann, wünschte 1695 dieses Grundstück für seinen Bruder Sylvester zur Anlage eines Sommer­hauses nebst Lustgarten an der Spree zu erhalten. Das Grundstück war damals noch kurfürstliches Eigentum und wurde als Schiffsbauplatz benutzt. Dieser wurde dann nach Havelberg verlegt; doch musste ein alter Kapitän, der auf ihm wohnte, abgefunden werden. Hierzu war eine umständliche Transaktion nötig, bei der schliesslich durch Tausch die Armenkommission das Grundstück der ehemaligenPorzellain-Bäckerei erhieit. Das ganze Grundstück kostete Danckelmann wegen Ankaufs eines Tauschgrund­stückes in Neu-Kölln vom Bürgermeister Bartholdy 1200 Thaler.

Bücherschau.

Gand e r, Karl, Niederlausitzer Volkssagen, vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreise Guben gesammelt. Berlin. Deutsche Schrift­stellergenossenschaft. 1894. 3 M.

Karl Gand e r hat schon immer gelegentlich in denNiederlausitzer Mitteilungen, der Zeitschrift der niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Vorgeschichte, den Gubener Kreis in Bezug auf das Sammeln alter volkstümlicher Traditionen mit Erfolg vertreten. Jetzt legt er in dem oben erwähnten von demselben handelnden Buche ein beredtes Zeugnis dafür ab, dass trotz der Sagensammlungen von Karl Haupt, Veckenstädt und selbst nach der von Willibald v. Schulenburg immer noch in einzelnen Teilen der Niederlausitz nicht unbedeutende Schätze der Art zu heben sind, so dass es sich in dieser Hinsicht noch stets einer Nachlese lohnt, und durch solche das ganze Bild gewinnt.

Von den 339 Sagen, welche die Schrift enthält, sind 279 unmittelbar dem Volksmunde von Hr. Gander in langjährigem Sammeln entnommen. Sie handeln vom Nachtjäger (33 Nr.), vom Teufel, Drachen, von den Heinzel­männchen (Luttchen), Irrlichtern und Nixen, von versunkenen Schlössern und Kirchen, von sogenanntem Geldbrennen und allerhand lokalem Spuk u. s. w. Dem Inhalt nach sind sie, wie der Herausgeber in der Vorrede sagt,unan­getastet geblieben, und auch hinsichtlich der Form ist nicht mehr geändert worden, als die Sprachrichtigkeit erforderte. Darin beruht neben dem heimatlichen Interesse, den das Buch namentlich im Gubener Kreise finden