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Bttcherschau.
dürfte, der wissenschaftliche Wert der Sammlung. Gemehrt wird derselbe durch die lokale Begrenzung, welche das Bild der mythischen Überlieferungen des lausitzer Volkstums selbst in einem concentrierten Kreise in voller Lebendigkeit unter allerhand nuancierten Formen abspiegelt.
Wenn wir so das Buch mit den besten Wünschen begleiten, zumal auch ein reicher literarischer Anhang (von S. 137—185) sowie ein sorgfältiges Orts- und Sachregister dem Verständnis sowie der Benutzung desselben entgegenkommt, so möchten wir doch für weitere Forschungen auf einen Punkt aufmerksam machen.
Sind die deutschen Bezeichnungen: Heinzelmännchen (neben Heinchen), Erdleute, Irrlichter, Alb, Nix, Seejungfer u. s. w. wirklich im Gubener Kreise volkstümlich und sogar stellenweise ausschliesslich im Gebrauch, dies ist eine Frage, welche nicht bloss der Leser sofort für sich aufstellt, sondern die auch eine wissenschaftliche Bedeutung hat.*) Bei der Mischung deutschen und slavischen Aberglaubens, der in gewissen Einzelnheiten seit alten Zeiten in der Lausitz stattgefunden zu haben scheint, kommt es bei dem Feststellen solcher namentlich darauf an, ob ein „selbständiger“ wendischer Name im Hintergrund steht und von welcher Seite dann eine Übertragung bezw. Übersetzung stattgefunden und in welcher Weise sich dieselbe vollzogen hat. Ferner wird es, nachdem jetzt so ziemlich das ganze Gebiet des Lausitzer Volksglaubens in den Hauptpunkten vorliegen dürfte, für weitere, namentlich ethnologische Untersuchungen überhaupt wichtig, in Lokalsammlungen die Gruppierungen desselben (incl. der Oberlausitz) festzustellen. Denn dass solche vorhanden, tritt überall hervor, z. B. schon im Anschluss an die oben erwähnten „Heinchen“, wenn Jentsch, Niederlausitzer Mitteilungen I. S. 41, Anm., sagt: „Der Name „Heinchen“ beschränkt sich im allgemeinen auf den Gubener und Sorauer Kreis, der der „Jülichen“ auf die nördliche Hälfte des ersteren. Den Namen der „Heinchen“ löst der wendische der „Ludki“ in der Gegend von Forst und Cottbus ab. Den Übergang beider bildet um Strega die anscheinende Namenmischung „Heinchensleute“. Im Süden des Luckauer Kreises taucht auch die Bezeichnung „Lüttkemänner“ auf.“ Dazu kämen noch ev. die „Erdleute“ Ganders um Zschiegern, Niemaschkleba und Lahmo, während die Oberlausitz dafür den Namen „Querxe“ nach K. Haupt, I. S. 29, gebraucht, welche Form sich noch weiter dann auf deutchem Boden fortsetzt. W. Schwartz.
*) Beim „Drachen“ fixiert es Gander, indem er in den Anmerk, angiebt, „dass ihm kein anderer Name — auch nicht die Bezeichung der Wenden „Plön“ — begegnet sei.“ „Heinzelmännchen“ ist übrigens wohl nur aus K. Haupt, I. S. 44 in die Darstellung gekommen. Wie steht es aber mit den übrigen?
Für die Redaktion: Dr. Eduard Zache, Demminerstrasse 64. —• Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteüungen zu vertreten.
Druck von P. Stankiewicz’ Buchdruckerei, Berlin, Bemburgerstrasse 14.