Heft 
(1894) 3
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13. (5. öffentliche) Versammlung des 3. Vereinsjahres.

haben soll. Uralte Bäume [T. d.] von mehreren hundert Jahresringen, einer über dem andern stehend in verschiedenen Erdlagen sah ich selbst an Stellen, wo der Grund durchschnitten worden war, und ich glaube, dass die Gelegenheit für Abschätzung der Dauer gewisser Abschnitte in der Periode der Neubildung für den Geologen nirgendwo so günstig ist, wie hier. (Verhältnisse, die von selbst zu einem Vergleich zu den ähnlichen Vorkommnissen bei Gross-Räschen einladen.)

Herr Museumskustos Dr. H. Kolbe sprach in der Gesellschafts­sitzung naturforschender Freunde zu Berlin vom 20. November 1894 über fossile Reste von Käfern aus der Schmierkohle bei Gross- Räschen. In dem Bericht S. 236 flg. heisst es:Dieses Schmierkohlen- flötz wird überlagert von einer Sanddecke, welche dem Diluvium angehört. Unter dem Sclnnierkohlenflötz befindet sich eine Thonschicht, und diese bedeckt, wenigstens teilweise, ein weitausgedehntes Braunkohlenfeld. In dem Torfflötz, welches aus einer schmierigen, schwarzen Substanz besteht, die als Schmierkohle bezeichnet wird, sind viele erkennbare Pflanzenreste enthalten, z. B. Schilfblätter, Samen von Potamogeton, Blattabdrücke von Betula u. s. w. Dazwischen finden sich vereinzelte Reste von Coleopteren, meist blaue und messing- oder erzfarbene Flügel­decken von Donacien. Die meisten dieser Käferreste gehören zur Species Plateumaris discolor Pz. (= Donacia comari Suffr.). P. discolor findet sich noch jetzt an den verschiedensten Orten in Norddeutschland; sie lebt besonders an dicht bewachsenen Stellen in Sümpfen auf Eriophorum und Carex. Ferner sei wahrscheinlich Donacia clavipes F. (= meny anthidis Gyll) dort. Diese gleichfalls in Norddeutschland heimatende Donacienart liebt mehr offene Gewässer, die von Arundo phragmites und Phalaris arundinacea umrahmt sind. Soweit K. sich erinnert, fanden sich die Reste der Plateumaris discolor in den mittleren und oberen Lagen, welche der Periode an­gehören, in der das Moor grossenteils zugewachsen sein musste. Eine 3. Coleopterenart gehöre einer noch nicht determinierten Carabidenart. an, augenscheinlich einem kleinen schwarzen Agon um. Noch gegen­wärtig kommen bei uns Arten dieser Gattung am Rande von Gewässern vor.

Die wichtigsten faunistischen und floristischen Entdeckungen werden wohl erst noch bei sorgfältigen Ausgrabungen auf dem ehemaligen Sumpfboden um die Taxodien herum gemacht werden. Es muss sich daselbst doch allerhand totes Getier und pflanzlicher Abfall gesammelt haben. Die bisherigen Ausgrabungen sind nur zu dem bergmännischen Zweck möglichst umfänglicher und möglichst schleuniger Gewinnung von Braunkohle bewirkt worden, und es ist der reine Zufall, wenn dabei wissenschaftliche Funde und Beobachtungen gemacht wurden. Ebenso werden das Schmierkohlenlager und die pleistocänen Torfschichten