Heft 
(1894) 3
Seite
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Berliner Wirtschaftsgefässe aus mittelalterlicher Zeit.

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Fig x.

Der Brand wird erheblich schärfer, so dass die Gefässe beim losen An­schläge klingen; es müssen also auch ordentliche Brennöfen eingeführt geführt sein. Die Farbe ist durchweg eine schmutzig blaugraue; da diese Farbe nicht aus dem natürlichen Thon entsteht, so bleibt dahin­gestellt, ob sie absichtlich, etwa durch Graphitzusatz, oder ob sie durch Verkohlung der beim Gebrauch eingedrungenen organischen Stoffe ent­standen ist.

Aus dieser ersten christlichen Zeit, dem Ende des 12. und der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts lege ich Ihnen hier ein typisches Exemplar von Wirtschaftsgefäss vor, das in Berlin im Jahre 1861 bei den Ausschachtungen zum Rathause, ausgegraben wurde. (Fig. 1.)

Diesem ganz ähnliche Gefässe sind vielfach, sowohl in Berlin, wie in Provinzialstädten ge­funden und die Alterssehätzung ist durch Münz­funde, die in solchen Töpfen verwahrt waren, mehrfach bestätigt.

Als eine weitere Ausbildung dieser Koch- gefässform für Wirtschaftszwecke ist dieser Krug anzusehen, der kürzlich in der Rosenstrasse, 1 m unter der Kellersohle des Hauses No. 24, in der Erde- gefunden wurde. (Fig. 2.) Er ist 29 cm hoch, der fast kugelförmige Bauch hat 23 cm Durchmesser, der Hals 9, die Mündung 12 cm Durchmesser. Drei in sehr roher Weise an dem abgerundeten Boden mit den Fingern ausgeknetete Zapfen sollten ihm beim Stehen auf einer ebenen Fläche Halt geben. Als Fortschritt in der Technik ist die Anbringung eines Henkels und eines kleinen Ausgussschnabels anzusehen. Nach den bis­herigen Erfahrungen wird ein Sachkundiger dieses Gefäss in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts schätzen und das steht im vorliegenden Fall auch im Einklang mit der Fundstelle.

Die Rosenstrasse liegt in demjenigen Teil von Alt-Berlin, welcher bis 1270 als freies Feld ausserhalb der damals nur bis an die Königsstrasse ausgedehnten Stadt lag, um die genannte Zeit aber zur Erweiterung der Stadt benutzt, in die Stadt­mauern einbezogen und mit dem Marien- und Heil. Geist-Viertel bebaut wurde. Die Annahme liegt nahe, dass man bei dieser ersten Bebauung, einem damals sehr allgemein verbreiteten Aberglauben folgend, den Topf tief in die Erde vergrub, der dem Hause das Glück sichern sollte. Man pflegte auch, wie wir das schon oft gefunden haben, Hühner oder Hasen

Fig. 1