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Berliner Wirtscbaftsgefässe aus mittelalterlicher Zeit.
oder Eier in den Topf zu legen, doch hat in diesem Falle über den Inhalt nichts mehr festgestellt werden können.
Mit dem 14. Jahrhundert kommt bei uns die Glasur zur Anwendung, zuerst in äusserst dünnem Schmelz, dann allmählig in kräftigerem Ueberzug. Die dunkelblaugraue Farbe nimmt in demselben Masse ab, die natürliche Thonfarbe, je nach dem grösseren oder geringerem Eisengehalt ziegelbraun und dunkelbraun, wird allgemeiner. Die Gefässformen werden sehr verschiedenartig, haben aber weniger den Charakter von Kochtöpfen, da die abgerundeten Böden ganz verschwinden. Eine Erklärung hierfür liegt in der allgemeinen Einführung metallischer Kochgefässe aus Bronze, sowohl der Hängekessel, wie der dreifüssigen Bronzegrapen. Die Gefässform war deshalb fast ausschliesslich auf andere Wirthschafts- zwecke berechnet. Um das Umfallen zu verhindern, gab man dem Boden einen möglichst grossen Durchmesser, indem man ihn über die Gefässwandung, also über das Fig 3 notwendigste Bedürfnis hinaus, erweiterte, einen Rand
mit den Fingern ausfaltete, wobei er kraus wurde und so entstanden die sogenannten „Krausen“ des 14. und 15. Jahrhunderts, von denen ich hier ein ebenfalls von der alten Rathausstelle herrührendes Exemplar vorlege. (Fig. 3.)
Aus dieser Zeit, in welcher der vermehrten Verschiedenheit der Verwendungszwecke entsprechend, auch schon die mannigfachsten Gefässformen entstanden, rührt nun auch diese merkwürdige Thonflasche her, die ebenfalls in der Rosenstrasse ausgegraben ist. (Fig 4.) Ein ähnliches Gefäss ist bisher noch nie zum Vorschein gekommen mul wenn es auch einen etwas sonderbaren Eindruck macht, so ist doch der Charakter als Flasche, als Gefäss zum verschliessbaren Aufbewahren von Flüssigkeiten, etwa Bier, unverkennbar. Die Form ist die eines Kegels von 32 cm Höhe, 15 cm Boden- und 4 cm Spitzen-Durchmesser. Die ganze Aussenwandung ist durch Ausstechen von vielen hunderten fast dreieckigen Vertiefungen und Stehenlassen der ausgestochenen Thontheile scharf rauh, einer Reibeisen-Fläche ähnlich, gemacht. Die Kerben, welche in symmetrischen Linien angeordnet sind, können als Verzierung gelten, sie haben zugleich den praktischen Zweck, beim Fassen mit einer Hand das Ausgleiten zu verhüten. Am Boden sind 3 runde Bruchstellen erkennbar, welche von den wohl mehr zapfenförmig gewesenen Füssen herrühren.
Dieses Gefäss gehört offenbar auch noch der spätmittelalterlichen
Fig 4
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