über die Wandgemälde in der Kirclie zu Balilem.
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frühen Mittelalters angewendeten Farbengebung und der Technik, in welcher dieselben auf dem Putze der unebenen Flächen des Mauerwerks in grossen markigen Zügen angebracht wurden. Hinsichtlich der Art der Ausführung sowie des schönen Linienflusses, in welchen die Figuren und deren Gründungen gezeichnet sind, stellen diese Malereien sich den sonst bekannten derartigen Kunstwerken des frühen Mittelalters ebenbürtig an die Seite und sind höher zu stellen, als die im Anfang 1893 in der Kirche zu Niederwerbig, Kreis Zauch Belzig aufgefundenen, etwa aus dem XV. Jahrhundert stammenden Wandgemälde.
Über dieselben und ihre Bedeutung spricht sich Voss in dem von ihm in dem Jahrbuche der Königl. Preussischen Kunstsammlungen veröffentlichten Aufsatze des Näheren aus.
Nach einer Aufzählung der ihm bekannt gewordenen Beispiele von mittelalterlichen Wandgemälden in der Mark weist Herr G. Voss darauf hin, dass man den Blick zuerst auf Brandenburg zu richten habe, wenn man nach Vorbildern für die frühesten märkischen Wandgemälde suchen wolle, und dies sei besonders bei den Dahlemer Gemälden geboten. Wenn man dann weiter berücksichtige, dass das Bistum von Brandenburg schon bei der Wiedereinführung des Christentums unter Pribislav in der ersten Hälfte des XII. Jahrhunderts dem Erzbischof von Magdeburg unterstellt gewesen sei, so erscheine es natur- gemäss, dass Brandenburg in künstlerischer Beziehung von Magdeburg- abhängig wurde und dass der Einfluss Brandenburgs wieder auf die Ausschmückung der Kirche zu Dahlem werde eingewirkt haben. Diese Erwägungen des verdienten Forschers und die Schlussfolgerungen, zu denen er gelangt, verdienen die grösste Anerkennung und sind von hervorragendem Werte.
Für die Zeitbestimmung, in welcher die Dahlemer Wandgemälde hergestellt worden sind, ist zu beachten, dass sie bereits geschaffen sein mussten, bevor die Erweiterung des Kirchenraumes im XV Jahrhundert erfolgte. Dies ist daraus zu schliessen, dass sie nur bis zur der Höhe der Wände hinaufreichen, in welcher die ursprüngliche Balkendecke ihre Lage hatte, bevor die Kirche in späterer Zeit erhöht wurde. Aber auch der Umstand, dass die obere Abschlusslinie der Malereien horizontal ist und dass dieselben sieh den später eingefügten Schildbögen nicht anschliessen, vielmehr durch die Pfeilervorlagen und diese Bögen durchschnitten werden, sowie endlich der Umstand, dass eine Untersuchung der Wandflächen des im XV. Jahrhundert aufgeführten Bauteiles das Vorhandensein ähnlicher Bildwerke nicht ergeben hat — nur die Gewölberippen sind übermalt — berechtigt zu der Annahme, dass die aufgefundenen Wandgemälde dem romanischen Teile des Gotteshauses augehören — wahrscheinlich auch bald nach dessen Vollendung zur Ausführung gelangt sind.