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über die Wandgemälde in der Kirche zu Dahlem.
Eine Restauration derselben wird sich nicht empfehlen, weil bei deren Zustande eine solche im Sinne und der Auffassung der ursprünglichen Malereien kaum ausführbar wäre. Durch eine solche würden die alten Gemälde doch nicht wieder zu erlangen sein, da ein Künstler, der damit betraut würde, es kaum über sich gewinnen möchte, ganz in der Formen- und in der Farbengebung der alten Bilder dieselben zu erneuern. Auch würde die Aufbringung der dazu erforderlichen Geld-, mittel Schwierigkeiten bereiten.
Dagegen ist in kunsthistorischem Interesse grosser Wert darauf zu legen, dass von den vorhandenen Resten der Bilder Abzeichnungen mit der Farbengebung angefertigt werden, welche in einem Museum aufzubewahren sein würden. Einen dahin gehenden von mir dem Herrn Kultusminister unterbreiteten Vorschläge hat dieser erfreulicher Weise entsprochen, indem er die für die Anfertigung der Zeichnungen in 1/10 natürlicher Grösse erforderlichen Kosten bewilligt hat.
Aber noch ein anderes Kunstwerk befindet sich in der Kirche zu Dahlem. In Bergau’s Inventur der Bau- und Kunstdenkmäler ist des dort vorhandenen aus dem Anfang des XVI. Jahrh. stammenden Flügelaltars mit seinen in Holz geschnitzten Heiligengestalten, welche eine gute künstlerische Arbeit zeigen, Erwähnung geschehen. Gelegentlich der Aufdeckung der Wandgemälde wurde auch dieser Flügelaltar einer näheren Untersuchung unterzogen, bei welcher sich ergab, dass die Aussenseiten der beiden Flügel mit Gemälden geschmückt sind, welche bisher unbekannt waren. Bei geschlossenem Zustande des Altars zeigt sich auf den davor liegenden Tafeln die Verkündigung mit dem Engel der Verkündigung — in der linken Hand den Brief mit 3 Siegeln haltend — und der Jungfrau, öffnet man diese Tafeln, so erscheinen auf der rechtseitigen Seiten wand die heilige Barbara mit Turm und Kelch, auf der linksseitigen die heilige Katharina mit dem Schwerte und dem zerbrochenen Rad4-
Die Gemälde sind in Tempera-Farben auf einem auf den Holztafeln angebrachten Kreidegrund gemalt und sind sowohl in ihrer edlen Auffassung, in ihrer guten Zeichnung als in der Farbengebung von grosser Schönheit und Vollendung.
Diejenigen, welche von Ihnen Gelegenheit nehmen, die kleine Kirche in Dahlem aufzusuchen, möchte ich auf diese Tafelbilder an dem Altäre aufmerksam machen.
Stadtrat Friedel legte die in Bezug genommene Schrift von Georg Voss: „Die Wandgemälde der Kirche zu Dahlem bei Berlin, ein Beitrag zur Kunstgeschichte des Mittelalters in der Mark Brandenburg“ (Sonderabdruck aus dem Jahrbuch der K. Preuss. Kunstsammlungen, Berlin 1894, Heft 4) vor und rühmte besonders die vergleichende Übersicht,