Heft 
(1894) 3
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Die Dorf kirchen der Mark.

sondern auch der Küster heute noch vermittelst einer Holzstiege und einer ca. 4 m über dem Erdboden gelegenen kleinen Luke in das obere Innere gelangen kann. Auch der durch die 2 m dicken Mauern vom Schiff aus durchgebrochene Doppeleingang ist, wie sich urkundlich belegen lässt, erst in später Zeit angelegt.

Wohl kaum noch wird sich ein Stein nachweisen lassen, der den Tagen der ersten Heidenbekehrung, dem Jahrzehnt von 973983 an­gehört, da der grosse Wendenaufstand von dem letzten Jahre jedes ent­standene Werk wieder hinwegfegte und die fast anderthalb Jahrhunderte dauernde Fernhaltung des deutschen Einflusses keine neuen Bauten er­stehen liess. Es sind ausserdem die ältesten Kirchen wohl auch bei uns aus Holz errichtet worden, das bis zum Jahre 1000 überhaupt das allgemein gebrauchte Baumaterial gewesen und durch viele Belege als solches für ganz Deutschland bezeugt ist. Aber alle diese Bedürfnis­bauten sind gewiss ziemlich kunstlos gewesen und für die Ausgestaltung der späteren Steinkirchen von wenig Einfluss geworden. Erst die Gross- thaten Albrechts des Bären liessen mit der dauernden Christianisierung neue Kirchen erstehen, die, von der Altmark ausgehend, in dem nordwestlichen Teil der heutigen Mark, zum grösseren Teil zu den Bistümern Havelberg und Brandenburg gehörend, entstanden. Von 1161 an werden bereits Kirchen im Havellande erwähnt: 1161 zu Zachow, 1173 zu Ture und Golitz, 1178 zu Nibede, 1186 zu Ferchesar und Marzahne.

Der Granit, als Rücklass der auf Gletscherbahnen von Norwegens Hochbergen hierhergelangten Geschiebe sehr leicht aufzuflnden, bot den Baustoff dar, welcher bis in unser Jahrhundert hinein für die Mark von grösster Bedeutung war. Den Beginn der neuen Aera, der ersten monu­mentalen der Mark, müssen wir mit dem Jahre 1150 ansetzen, in welchem König Konrad dem Bischof Anselm von Havelberg einen Schutzbrief zur Besiedelung seines Bistums mit Deutschen gab. Als Albrecht der Bär mit eiserner Faust die politische Ruhe des Landes gewährleistet, wird noch von einer anderen Seite, von dem Erzbischof Wichmann von Magdeburg, ein neuer Kulturweg durch die unwirtschaftliche Wildnis der Mark gebahnt, der über Zinna, Luckenwalde, Baruth nach dem Wendlande führt.

Diese beiden Wege sind auch in den Stilrichtungen der ältesten Granitbauten zu erkennen; die nördliche, welche durch die Einfallspforte Albrechts ging, blieb, teils durch Mangel an Zeit, teils durch solchen geeignet vorgeschulter technischer Kräfte, vorerst auf bescheidenere Leistungen beschränkt, die noch durch den Granitbau der Ende des XIV. Jahrh. ungehörigen Westseite des Domes zu Heiligengrabe als sehr massige zu bezeichnen sind, während die südliche, von Magdeburg und den sächsischen Bergländern stark beeinflusste, ich will sie die Zinnasche