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Die Dorfkirchen der Mark.
und Giebeln, Seitenwänden kommt diese monumental wirkende Technik zum Vorschein.
Die Gestalt aller dieser Kirchen ist in den ältesten Zeiten recht einfach: Ein einfaches Rechteck mit angesetzter grader Altarwand, die durch drei lange, schmale, schräg eingehende Fenster durchbrochen ist und im Westen ein gleich breiter oder hervorstehender Turm mit Satteldach.
Erst in späteren Zeiten wird die Kirche durch Hinzufügung eines Chores bereichert (Kühtz), während der Chor mit Apsis auch dann noch selten ist. Dagegen hielt die südliche, von Magdeburg ausgehende Richtung von vorn herein den vollständig entwickelten Grundriss fest. Die an und für sich schon in der Behandlung des Hausteins tüchtigeren Kräfte konnten sich an dem Bau des Cisterzienserklosters Zinna schulen, das etwa von 1200—1220 erbaut wurde und dessen Einfluss auf den ganzen Fläming unverkennbar ist. Eine regelmässige Bearbeitung des Granits zu Quadern ist hier häufiger und in früherer Zeit zu finden als im Norden. Die Steine selbst sind etwas kleiner, dafür aber sorgfältiger geglättet. Mit der Zeit liess auch die vortreffliche Technik nach und man wandte unregelmässig geschichtete, roh behauene Findlinge an, liess Chor und Apsis fort und schränkte den breiten Turm auf quadratische Grundfläche ein (Krugau).
Vermutlich sind die Granitbauten in der Umgegend Berlins von der Zinna’schen Richtung ausgegangen, obwohl sich auch Einflüsse aus der Uckermark bemerkbar machen. Für die erste Annahme spricht der Grundriss, der fast immer aus Turm, Schiff, Chor und Apsis besteht, für die letzte die treppenartigen Laibungen an den Portalen, welche auf den fläming’schen Dorfkirchen nach meinen bisherigen Beobachtungen nicht Vorkommen. Allgemein bekannt sind ja die Kirchen in dem benachbarten Tempelhof, in Mariendorf und Marienfelde. Von weiteren nicht schlechteren Beispielen sind Gr. Machnow bei Zossen und Neuenhagen an der Ostbahn zu nennen.
Bei den Granitbauten habe ich mich länger aufhalten müssen, weil unsere märkische Entwickelung fast nur diesen Baustoff kennt, denn der Backstein ist für Dorfkirchen sehr vereinzelt in älterer Zeit verwendet worden. Auch nach der etwa um 1150 ganz plötzlich in den Städten und Klöstern auftauchenden Backsteintechnik hat er nur eine geringe Beachtung gefunden; es sei denn, dass Fialen, Blenden, Fenster- und Thüreinrahmungen damit hergestellt seien. Kirchen wie Pechüle bei Niemeck, Steinkirchen, Kl. Machenow u. a. sind Ausnahmen und auch zum Teil schon durch das grosse Werk Adlers zur Genüge bekannt. Nur im 17. Jahrhundert und später gewinnt dieser Stoff in der Priegnitz eine allgemeinere Ausbreitung. Ist also der Granit das am meisten verwandte Material, so gehen jedoch auch hier im Laufe der Zeit Wandlungen vor, die, wenn sie auch nicht immer kunsthistorischen Wert