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Kleine Nachlese hauptsächlich mittelmärkischer Pflanzennamen.
so entfernten Werke, dass in ihnen der Handwerker häufig zum Künstler wird vermöge der in ihm schlummernden nationalen Gestaltungskraft, die, wenn sie mit Talent und günstigen Zeitverhältnissen in Verbindung tritt, auch das Höchste erreichen kann. Nicht die kühle Ästhetik hat bei unseren Kirchen Pate gestanden, sondern die Kraft der Überfülle, welche Form an Form fügt, wie Laune, Material und der engere Horizont sie vorzeichnet, die da giebt, um zu geben und bildet, um zu bilden.
Kleine Nachlese hauptsächlich mittelmärkischer
Pflanzennamen
gesammelt von Carl Bolle.
Wenn schon die lateinische Nomenklatur unserer Gewächse, — ausdrücklich sei betont, dass ich nur die ältere Linnéische oder eine noch weiter zurückreichende hierbei im Auge habe — vielfach voller Poesie ist und sich in den Schmelz lieblichster Naturcindrücke und anheimelnder Erinnerungen zu hüllen weiss, so stehen doch die im Volk umgehenden Benennungen jener wenigstens gleichwertig zur Seite. Ihr Heiz liegt darin, dass sie, klangvoll, aus oft sehr alterthümlicher Sphäre zu uns herübertönen und dabei für viele so gut wie den einzigen Schlüssel zum Verständnis vegetativer Umgebung darstellen. Öfters habe ich empfunden, wie dankbar sachkundige Mitteilung solcher Dinge, u. a. auch von Damen, entgegengenommen wird. Wieviele derartige Namen mögen, bei immer mehr sich lösendem Zusammenhang mit der Natur schon vergessen worden sein. Die Gelehrsamkeit unserer märkischen Floristen hat ihre Gesammtheit nur allzulange kühl ignoriert. Um so grösseren Dank schulden wir also dem verdienstvollsten unserer neueren Phytographen, Ascherson, der in seinem mustergiltigen Florenwerke diesen sogenannten Trivialnamen, eine bedeutende Lücke glänzend ausfüllend, zu ihrem vollen Recht verholfen hat. Obwohl er jedwedem Lobe abwehrend gegenübertritt, muss ihm hier sogar das ganz besondere und sicher nicht geringe gespendet werden, als erster auch das melancholisch verklingende wendische Idiom in den Kreis seiner botanisch-linguistischen Beobachtungen inbegriffen zu haben. So konnte er aus fachwissenschaftlich ziemlich engbegrenztem Rahmen zu einer weitere Horizonte erschliessenden Auffassung ihn beschäftigender Probleme emporsteigen. Seiner Spur folgte ich in Nachstehendem, ohne hoch- und plattdeutsch streng auseinander zu halten. Die Mehrzahl des hier Gegebenen mag bisher unveröffentlicht geblieben sein.
Ranunculus repens, L. fl. pl.; G oldknö ppchen. Gelbe Männe rkens. Aconitum Napellus, L. Blaue Schuhe; Venus wagen.
Aquilegia vulgaris, L. Französischer Kopfputz.
Paeonia officinalis, L. Pione.