Heft 
(1900) 9
Seite
5
Einzelbild herunterladen

16. (8. ordentl.) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.

o

Die Wahl der Ausschuss-Mitglieder für dieselbe Zeit erfolgt in der ordentlichen Sitzung des diesjährigen Aprils am 25. desselben.

3. Das Pagenhof-Grundstück, Berlin, Holzgartenstrasse 8, unserm Mitgliede, Herrn Hofjuwelier Paul Teige, gehörig, habe ich be­reits in unserer Sitzung am 31. v. M. erwähnt.

In der Holzgartenstrasse, einer Nebenstrasse der Kurstrasse, unweit der Reichsbank, erhebt sich das nur vier Fenster Front zeigende, in holländischer Manier ge­baute Haus, das mit seiner siebenstufigen, mit eiser­nem Geländer versehenen Treppe, die von der Strasse ins Hochparterre führt, und mit dem über dem 1. Stock aufgebauten lioch- dachigen Giebelgeschoss sofort an die Zeit des Grossen Kurfürsten erinnert. Das Haus, welches jetzt bereits seit einem halben Jahrhundert im Besitz der Familie Teige sich befindet, führte den NamenPagenhof bis zum Jahre 1713. In den alten Adress- kalendern ist noch zu lesen:Herr

Michel Katsch, Pagen-Ilofmeister, wohnt auf dem Friedrichs-Werder hinter der Münze auf dem Pagenhofe. König Friedrich Wilhelm I. löste bei seinem Regierungsantritt den gesummten Hof­staat, auch das Pageninstitut, auf, und der Pagenhof ging dadurch in Privat­besitz über. In seinem Innern erinnert auch heute noch verschiedenes an die alte Zeit; so ein verzierter Kamin, der noch heute ebenso raucht, wie zu der Zeit, als noch lustige Pagenstreiche vor ihm ausgeheckt und unter Jubeln erzählt wurden. Vor etwa 15 Jahren hatte sich in dem westlichen Giebelzimmer ein mit Riesennägeln befestigt gewesener Balken gelöst und fiel herab, wobei Herr Teige nicht unerhebliche Verletzungen erlitt. In dem Loche, das der Balken in der Wand hinterliess, fand man eine schwarze Ratte (Mus rattus) sowie ein bleiernes Baumeister-Zeichen eingemauert, dieses in Medaillenform zum Anhängen durchbohrt. Das Stück ist um ein win­ziges grösser als ein Zweimarkstück. Auf der Vorderseite in Relief

II