Heft 
(1900) 9
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g 16. (8. ordentl.) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.

der Blick auf den stattlichen Turm des Dorfes Dennewitz. Aufgenommen, ebenso wie f und g, gelegentlich einer Sonntags-Exkursion des Mär­kischen Museums am 31. Oktober 1899.

f) Das Haus des Schmieds von Jüterbog. Eins der launigsten brandenburgischen Märchen ist das vom Jüterboger Schmied. Eines Abends kommt ein ehrwürdiger Greis zu dein Schmied und bittet um Nachtlager. Der Schmied, von dem die Sage als für seine Solidität sprechend erzählt, dass er gern schwarz und weiss gekleidet ging, be­herbergte und bewirtete den Fremden willig, der ihm beim Scheiden die Erfüllung dreier Wünsche zusagte: wenn sich jemand auf des Schmieds Grossvaterstuhl setzte oder auf den Birnbaum im Garten stieg oder seinen Platz im ledernen Kohlensack des Schmiedes nahm, so konnte er diese Stellen ohne des letztem Erlaubnis nicht verlassen.

Als nun der Tod kam, um den Schmied zu holen, nötigte dieser ihn auf den Stuhl und der Gevatter Klapperbein musste dem Schmied, um nur los zu kommen, zehn Lebensjahre zulegen. Nun kam der Tod wieder, der Schmied erklärte sich bereit, bat aber den Tod freundlich, sich doch ein paar saftige Birnen vom Baum zu holen. Dort wurde dem Ärmsten noch übler mitgespielt, denn die Schmiedegesellen zer­droschen ihm mit ihren Eisenstangen sein Knochengerüst höchst fühlbar. Nachdem sich der Tod nochmals in ähnlicher Weise freigekauft, be­gegnete ihm der Teufel auf der Landstrasse, dem er sein Leid klagte. Gevatter Urian aber verschwor sich, er wolle mit dem Schmied schon fertig werden.

Er klopfte bei diesem an, wurde aber vorsichtigerweise nicht ein­gelassen; auf «vieles Bitten gewährte ihm der Schmied endlich, dass er durchs Schlüsselloch einfahren könne. Das that denn der Teufel auch, fuhr aber dabei in den vorgehaltenen Kohlensack, der alsbald fest zu­gebunden wurde. Drauf wurde der Teufel mit Schmiedehämmern der­artig verhauen, bis er um Gnade mit dem Versprechen, nie wiederzu- kommen, gebeten*).

Was Sie hier schauen, ist nun das Haus des mutigen Schmieds von Jüterbog, der Tod und Teufel trotzte, wie es jetzt aussieht.

Davor befindet sich ein arg verwüstetes Mordkreuz angeblich aus dem 12. Jahrhundert.

Links von dem Hause sehen Sie einen Teil des Tanzberges mit Lindenbäumen bestanden, unter welchen die heidnischen wendischen Jungfrauen zu Ehren der Göttin der Morgeuröthe lutra Tänze aufführten.

g) Der lempel der Göttin lutra, von der Jüterbog den Namen haben soll, liegt dahinter auf der Photographie, verdeckt durch das Haus des Schmiedes. An seiner Stelle steht in dem Stadtteil Neumarkt

*) Zu vergl. Kuhn, Mark. Sagen und Märchen. 1843. Nr. 86, 87 und 88.