Heft 
(1900) 9
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16. (8. ordentl.) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.

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die uralte Jakobikirche, deren romanische Formen zum Teil bis in das XI. Jahrhundert zurückreichen sollen und deren Äusseres Ihnen das Bild wiedergiebt.

h) Ansicht von Bauerngehöften aus dem benachbarten Flämings­dorf Kaltenborn, mit höchst stattlichen stilgerechten Ilausformen, welche

i) die zweite Ansicht bei einem zweistöckigen, mit bedeckter Ga­lerie versehenen Wohnhaus noch besser verdeutlicht.

Zu h und i freundliche Geschenke des Berliner Touristenklubs an das Märkische Museum.

7. Merkwürdiger Totenbrauch aus der Neumark. Durch Herrn Geheimen Regierungsrat Ilarrassowitz wurde ich darauf auf­merksam gemacht, dass bei einer Obduktion am 9. August 1899 an der Leiche des durch eine Verletzung mit der Sense gestorbenen Arbeiters Wilhelm Muchow aus Raduhn a Oder, Kreis Königsberg N/M. eine seltsame Ausstattung beobachtet worden sei. Mit Hülfe des bei der Leichenschau beteiligten Herrn Amtsrichters Schneidereit aus Königs­berg N M. wurde folgendes ermittelt. Die Gerichts-Deputation fand die Leiche auf dem Hausflur aufgebahrt liegen. Auf den geschlossenen Augenlidern lagen Kupfermünzen, unter der Zunge steckte ebenfalls eine Münze. Auf der Brust aber befanden sich gekreuzt eine eiserne Axt und ein Messer, scharf geschliffen. Dieser unzweifelhaft bis in die Heidenzeit zurückreichende Totenbrauch ist also zu deuten. Die Be­schwerung der Augenhöhlen mit Münzen kann vielleicht mit dem all­gemein üblichen Herabdrücken der Augenlider bei soeben Verstorbenen erklärt werden. Die Münze unter der Zunge wird u. a. als Zehr- oder Fähr-Pfennig gedeutet, damit der Abgeschiedene zur Wegzehrung etwas mit sich nimmt oder um dem Fergen, welcher ihu über den kalten Strom nach dem Reich der Abgeschiedenen übersetzt, das Fährgeld zu reichen. Mit der Ilolzaxt setzt er sein Gewerbe fort, sie dient ihm auch wie das Messer sowohl zur Verteidigung wie für den alltäglichen wirt­schaftlichen Gebrauch.

Der bei der Obduktion zugezogene praktische Arzt Dr. Nimscli aus Königsberg N M. bemerkte, es handele sich um einen Volksaberglauben, den er schon häufig in dortiger Gegend beobachtet habe.

Ich bitte mir bzw. dem Märkischen Museum von ähnlichen Fällen in unserer Provinz im heimatkundlichen Interesse Mitteilung zu machen.

8. Zehden und die Burg Kinz. ln den Monatsblättern, her­

ausgegeben von der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Alter­tumskunde, Jalirg. 1900, S. 47 heisst es wörtlich:Herr Oberlehrer

Dr. van Niessen macht Mitteilung von dem Ergebnis seiner Unter­suchungen über die Burg Kinz, wo Bogislaw II. häufig weilte, (ca- strum Kenitz prope Oderberch, Pom. Urk.-Buch I, S. 144. Danach