Heft 
(1900) 9
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10. (S. onlentl.) Versammlung iles VIII. Vereinsjahres.

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Es ist nun höchst erfreulich zu sehen, wie endlich auch bei uns in Preussen die bessere Erkenntnis aufdämmert und dass der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, Herr Freiherr von Hannnerstein-Loxten hier die Initiative ergriffen hat. Das Nähere ist in einem an sich unscheinbar auftretenden, hiermit vorgelegten Sehriftchen von 1)4 S. kl. 8° enthalten, welches sich betitelt:Forst-

botanisches Merkbuch. Nachweis der beachtenswerten und zu schützenden urwüchsigen Sträucher, Bäume und Bestände im Königreich Preussen. I. Provinz Westpreussen. Mit 22 Ab­bildungen. Berlin, Gebrüder Bornträger. 19UU.

Wie zu erwarten, steht an der Spitze dieser gemeinnützigen, höchst dankenswerten Bestrebungen Herr Professor Dr. Conwentz, der unermüdliche im Dienste der angewandten Naturkunde thätige Direktor des Danziger Provinzial-Museums. Herr Staatsminister Dr. von Dossier, dessen Verständnis für die Sache aus dem von mir zuvor erwähnten, wenn auch erfolglosen Einschreiten zu Gunsten des Berliner Botanischen Gartens hervorgeht, hat als Oberpräsident der Provinz Westpreussen selbstverständlich alles veranlasst, um Herrn Conwentzs Bemühungen zu unterstützen.

Zu den am meisten bedrohten Gebieten gehört, wie Conwentz S. VI unter unserer auf langjähriger Anschauung beruhenden, vollsten Zu­stimmung ausführt, der Wald, der einer immer mehr gesteigerten wirt­schaftlichen Ausnutzung unterliegt. Vornehmlich seit dem Beginn einer planmässigen Wirtschaft geht der natürliche Wald unser uralter deutscher Wald, unser nationaler Stolz seit den Zeiten des Julius Cäsar und des Cornelius Tacitus, beständig zurück. An Stelle des Waldes tritt die Forst, mit nur wenigen ertragreichen Holzarten, meist in künstlich erzogenen Stämmen.Durch den in Deutsch­land jetzt vorherrschend geübten Kahlschlag werden die urwüchsigen Bäume und Sträucher nahezu gänzlich vernichtet, und gleichzeitig schwindet ein Teil der übrigen Pflanzen- und Tierwelt, deren Lebens- bedingungen mehr oder weniger an jene geknüpft sind. Alljährlich gehen seltene Bäume durch elementare Gewalt,.wie durch Unachtsamkeit und durch Willkür verloren; ganze Waldteile fallen der Axt oft scho­nungslos zum Opfer. Wenn nicht jetzt Massnalnnen'getroffen werden, um dem Einhalt zu tliun, wird der deutsche Wald, welcher bezeichnende Pflanzenvereinigungen darstellt und der auch der Schauplatz der deut­schen Sage und frühesten Geschichte war, vom Erdboden verschwinden.

Gerade wie man in allen preussischen Provinzen und weiter in ganz Deutschland eine Inventur der zu schützenden menschengeschicht­lichen Denkmäler aufnimmt, so muss auch den von mir vorerwähnten allgemein deutschen Beschlüssen der Jahre 1887/89 entsprechend eine allgemeine Inventarisierung der Naturdenkmäler erfolgen. Das Mini-