Heft 
(1900) 9
Seite
16
Einzelbild herunterladen

Robert Mielke, Totengebräuchc und Totensagen in der Mark.

16

Laufe dei' Oder statt, wodurch die Vorflut behindert wird. Dieser Übelstand ist offenbar der verhängnisvollste; deshalb hat die Regierung auch in den nächsten Etat eine Summe für die Regulierung der unteren Oder eingestellt, so dass also hier auf Abhülfe zu hoffen ist. Ein zweiter Vorschlag ist noch nicht über das Stadium der Untersuchungen und theoretischen Erwägungen hinausgekominen. Das sind die hang- vorrichtungen in den schlesischen Quellgebieten der Nebenflüsse. Endlich und das scheint mir die Hauptsache, ist die Wasserkalamität vielleicht nur eine vorübergehende, bedingt durch meteorologische Ereignisse, deren Ursachen wechselnd und unbekannt sind. Der polemische und anklägerische Charakter der Schrift geht aber daraus hervor, dass der Verfasser die einzigen Einrichtungen, die sich bewährt haben, nicht er­wähnt, die Folder mit den Schneckwerken. Es bestehen schon zwei solche, welche sich sehr gut bewähren. Und es bleibt nur übrig, ihre Zahl zu vermehren, so dass ein Schneckwerk dem folgenden das Wasser iibergiebt, bis es das letzte in die Oder wirft. Wie das aber bei allen wasserbautechnischen Unternehmungen dieser Art geschieht, fängt man von oben an statt von unten und zwar aus dem einfachen Grunde, weil es billiger ist. Die Landwirte sind auch nicht geneigt an die Ein­richtungen heranzugehen, weil es eine Belastung ihrer Wirtschaften fordert, und bei der augenblicklichen Lage kann man es ihnen auch nicht verdenken.

C. Darauf hielt Herr Robert Mielke seinen Vortrag:Toten­

gebräuche und Totensagen in der Mark Brandenburg. Wir bringen den Vortrag, welcher mit reichem Beifall aufgenonuneu wurde, als be­sonderen Aufsatz weiter unten.

D. Nach der Sitzung vereinigten sich die Mitglieder zu einer zwanglosen Vereinigung im Rathauskeller.

Totengebräuche und Totensagen in der Mark.*)

Von Robert Mielke.

Dem Andenken der Toten läuten einmal im Jahre die Glocken; bei ihrem Klange zögert der Schritt der Zeit, dem man ja so freigebig die Vernichtung alter Anschauungen zuschreibt, um in den Gestalten lieber \ erstorbener die Vergangenheit dem einzelnen wieder aufleben

*) Wo die Quellen nicht vollständig angegeben sind, bedeuten: Gand.=Gander, Niederlausitzer Volkssagen. Berlin 1894; v. Schul. = von Schulenburg, Wendische \ olkssagen und Gebräuche aus dein Spreewald. Leipzig 1880; Kuhn & Schw. » Kuhn & Schwartz, Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche. Leipzig 1848; Schw. = Schwartz, Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg. Berlin 1895.