22 Robert Mielke, Totengebrituche und Totensagen in der Mark.
Moment in das Innere, das anf die Stimmung der Gemeinde sicher nicht ohne Einfluss war. Fontane berichtet einmal von einer alten Witwe in Geltow, dass sie ihrem verstorbenen Enkel, der ihr ein und alles war, eine reich verzierte Totenkrone anfertigen liess und dieselbe, trotzdem der die Kirche bisweilen besuchende König Friedrich Wilhelm III. die Sitte nicht liebte, neben ihrem Sitze aufbängte, „weil sie sonst keine Ruhe und Andacht mehr habe“, wie sie wörtlich dem Prediger gegenüber behauptete. Heute entfernt man diese poesievollen Zeugen einer ehrwürdigen Vergangenheit immer mehr und — was schlimmer ist — weiss nichts besseres an ihre Stelle zu setzen.
Neben der Krone spielt noch der Kranz eine Rolle, der, ebenfalls mit Bändern verziert, aufgehängt wird. Beide sind Unverheirateten nach der Überlieferung gewidmet, wenigstens ist inir auch in Hunderten von Dorfkirchen nicht ein Beispiel vorgekommen, das sich mit Sicherheit auf eine verheiratete Person beziehen liess. Ursprünglich ist wohl die Krone das einzige Denkmalszeichen, das später erst dem Kranze wich. Nicht immer, aber doch häufig ist dabei der Kranz dem Jüngling, die Krone der Jungfrau zugewiesen, wobei es auch Vorkommen konnte, dass der Jünglingskranz aus Myrten (Vieseke i. d. Prignitz) geflochten war. Beide, Krone und Kranz, sind bis zur Gruft auf dem Sarge gewesen, bisweilen aber auch dem Verstorbenen aufs Haupt gesetzt und erst nach der Bestattung in die Kirche überführt worden.
Man hing die Kränze einfach an Nägeln auf und bediente sich für die Krone eines mit einer Konsole versehenen Wandbrettes. Diese meist künstlerisch gearbeiteten Bretter geben Alter, Geschlecht, Gebnrts- und Sterbetag mit peinlichster Genauigkeit an; sie sind ihrer ganzen Art nacli den Totenbrettern Bayerns zu vergleichen. Ein solches, aus dem Jahre 1671 stammendes Brett ist noch mit darauf befindlicher Krone aus künstlichen Blumen in Schwaneberg bei Prenzlau vorhanden, gewiss ein altes Zeugnis für die Sitte. In dieser Weise sind auch die älteren hergestellt, reich mit Papieren und Bändern und in späterer Zeit mit geschmacklosem Flittergold durchflochten. In einzelnen Dörfern des Sternberger Landes ( ^ e Krone mit 4—5 Puppenköpfen verziert, in denen
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Einen schönen Zug verraten uns die Bänder, die bisweilen Monogramme, Spruche und Lebenslauf enthalten; denn sie sind von Eltern, Geschwistern und vor allen von den Pathen gewidmet. Jeder Dorf-
ewo mer konnte durch solche Stiftung dem Verstorbenen seine letzte Ehre erweisen.
Es sind teilweise prachtvolle Webereien, die aus Krcfelder und
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