16. (8. ordentl.) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.
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findet durch eine wendische Anschauung Unterstützung, nach der man dem Toten die Ruhe raubt, wenn man auf den Sarg eine Thräne fallen lässt (Veckenstedt: Wend. Sagen etc. S. 450).
Der Verstorbene ist in den Aufschriften als Redender gedacht, der Trostesworte seinen Angehörigen zurnft. Häufig schliessen darum die Verse mit dem Worte „Gute Nacht“ oder „Auf Wiedersehn“. Es erinnern diese Dichtungen an die Marterln in Tirol, die ebenfalls in gereimter Weise zu dem Losenden sprechen.
Das erwähnte Brett von 1I>71 giebt einen Anhalt für das Alter unserer Sitte, die wir jedenfalls nicht über die Reformation zurückführen dürfen; jedenfalls nicht in der Form, dass die Kronen in der Kirche aufbewahrt wurden. Die meisten alten Landkirchen waren, wie es von einer grossen Anzahl in Norddeutschland feststeht, an den Wänden über und über bemalt und boten daher keinen Platz für das Anbringen der Kronen. Vermutlich hat erst die Reformation selbst mit ihren Nachwirkungen diese Blumengebilde von den Grabhügeln in die Kirche geführt, was durch das Fehlen der Sitte in dem katholischen Süddeutschland sehr wahrscheinlich wird, denn die Kronen, die im südlichen Bayern das zu Häupten des Grabes gesteckte Holzkreuz zieren, sind nicht als Denkmal selbst gedacht. Wie tief die Sitte im Volksempfinden wurzelt, ersieht man aus den Kronen aus Blech, die den Särgen aufgenagelt werden.
Die Kronen sind Denkmale. Es wurde daher entbehrlich, au der Grabstätte selbst ein solches zu errichten. Erst mit dem Verschwinden der Sitte, etwa von dem Anfang dieses Jahrhunderts an, treten diese auf unseren ländlichen Kirchhöfen auf. Vorher kannten die Familien — was ja durch die Kleinheit der Gemeinden nahe genug lag — die einzelnen Gräber auch ohne direkte Bezeichnung. Es lässt sich auch ganz gut verfolgen, wie die Entwickelung zu den modernen monumentalen Kreuzen, aus einfachen, schüchternen Anfängen vor sich ging. Nur die grossen Familien haben hier schon früh eine Ausnahme gemacht, wobei indessen nicht ausser Acht zu lassen ist, dass sie mit der Zeit die im Timern der Kirche gelegenen Grabgewölbe mit dem otfenen Kirchhof vertauschten. Im Einklang mit dieser Umwandlung steht es auch, dass da, w r o die Sitte der Kronen früh aufgegeben wurde, sich auch eine reichere Auswahl in den Grabdenkmälern zeigt, ln den nördlichen Grenzdörfern der Mark, wo die Kronen längst verschwunden sind, treten alte, kunstvolle Kreuze aus Schmiedeeisen und Holz auf, die auf dem stenzig. mecklenburgischen Boden zu einer klassischen Vielseitigkeit Kr ' Sternbsrs sich ausgebildet haben.
In der Form lassen sich deutlich drei Entwicklungsstufen verfolgen: