Heft 
(1900) 9
Seite
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26 Robert Mielke, Totengebrftuche und Totensagen in der Mark.

Pfahl, Stele und Kreuz. Der einfache Pfahl ist aus Holz, selten verziert und wohl ursprünglich schon neben den Kronen üblich. Neben ihm tritt die Stele auf, um Namen und Daten aufzunehmen und schliesslich wird aus dem Pfahl unter Aufgabe der Stele das Kreuz mit luschrift. Besonders kunstvoll sind eiuzelne schmiedeeiserne in der Uckermark» bei denen mecklenburgischer Einfluss nicht zu verkennen ist. In der

Lunow, Uckerm.

Kutzerow.

Uckerm

Helle. Prignitz

Schepow.

Uckerm.

8elchow. Kr. Sternberg.

Lausitz dagegen hat man, vermutlich in Anlehnung an ältere Überliefe­rungen, das Holzkreuz reicher ausgestaltet, indem man es über dem Querarm mit einem giebelartigen Schutzdach versehen hat. Wieweit man hierbei auf eine allgemeine slavische Anschauung zurückgeht, ver­mag ich nicht mit Bestimmtheit zu sagen; jedenfalls ist dieses überdachte Holzkreuz auch in Litauen bekannt, wo es für Frauengräber bestimmt ist. Eine merkwürdige alt- slavisclie Form fand ich an einem zerbrochenen Kreuz in der Niederlausitz (Linderode), dessen unterer Teil mit dem Wellenornament verziert war, das für die wendischen vorgeschichtlichen Gefässe charakteristisch ist. An andrer Stelle (Lunow b/Angermünde) hat sich die Stele zu einem dreiästigen, hölzernen Baum entwickelt.

Interessant ist es zu verfolgen, wie Sinnbilder, die nicht mehr in ihrer Bedeutung verstanden werden, zu Mythen Veranlassung geben. Um mit einem be­rühmten Beispiel zu beginnen, das derBranden­burgs durch den Besuch Havelbergs vielleicht noch in Erinnerung ist, so haben eine schadhafte Stelle auf dem Grabstein des Bischofs Johann von Wöpelitz und der dort angebrachte Hund die Sage verursacht, dass der Bischof durch den Stich eines Lindwurms getötet sei. In ähnlicher Weise heisst es in Heiligen­grabe von einer Äbtissin von Quitzow, die am Finger

Linderode bei Sorau

heut

Lunow bei Oderberg.