18. (9. ordentliche) Versammlung des VIH. Vereinsjahres.
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künde denken kann, deren Studium anfänglich die Hauptaufgabe der Akademie war, wie auch die hiermit in Verbindung stehende Kalendermacherei eine Haupteinnahmequelle der Gesellschaft bildete. Andererseits kann man das „ad sidera“ auch auf den Himmel als Symbol der Gottheit selbst beziehen.
Es ist daher kein übler Gedanke, dass zur Erinnerung an das Jubelfest eine Plakette gestiftet werden soll, deren Ausführung dem Bildhauer August Vogel in Auftrag gegeben worden ist. Der Avers zeigt den aufsteigenden Adler mit dem Spruche „Cognita ad sidera tendit“ und als Gegensatz zur ewigen Ruhe das unten am Felsen sich brechende stürmische Meer. Zu beiden Seiten sind die Namen der grossen Mitglieder von Leibniz bis Ilelmlioltz, darüber die Jahreszahlen 1700 bis 1900 angebracht. Auf dem Revers sieht man eine Rundbank, auf der, ihre Gedanken austauschend, die vier Vertreterinnen der akademischen Wissenschaften Platz haben, in ihrer Mitte der Born der Natur. Von links nach rechts die Philosophie, die Mathematik, am Quell die Physik und als letzte mit der Tafel und Posaune die Geschichte. In der Mitte, über dem Born sitzend, enthüllt sich ihnen die Erkenntnis, die Wahrheit.
K. Herr Geheimrat Blutli, unser Ausschuss-Obmann, hat die Güte gehabt mitzuteilen den „Bericht über die Verhandlung der Provinzial-Kommission für die Denkmalpflege in der Provinz Brandenburg und über die Thätigkeit des Provinzial-Konser- vators im Jahre 1899“. Das Wesentliche hieraus wird im Monatsblatt abgedruckt werden.
L. Unser Ehrenmitglied, Professor Dr. Hugo Jentsch in Guben überweist für die Bibliothek zwei von ihm in den Niederlausitzer Mitteilungen (Guben 1900) erschienene Aufsätze:
I. „Joh. Gottfr. Pilarik, ein geistlicher Dichter der Niederlausitz“. Seine Thätigkeit fällt in die Zeit von 1720—1732. Am 5. April 1705 ist er in Wittenberg geboren, aus einer vormals ungarischen, um ihres Protestantismus wegen vertriebenen Familie. Er starb als Pastor und Superintendent am 1. Mai 1704 zu Grossenhain in Sachsen. Pilariks literarische Stellung findet sich bei denjenigen Dichtern, die in der Geschichte des Kirchenliedes als die Vertreter des rechtgläubigen Kirchenliedes zusammengefasst werden: Benjamin Schmolck, Erdmann Neumeister und Valentin Löscher. Eine Anlehnung an die schönen Vorbilder des 17. Jahrhunderts, namentlich Paul Gerhardt wird vermisst. In der besondern Art des Dichtens steht I\, der jetzt gleichfalls kaum noch bekannt, Joh. Adam Lehmus (geh. 1707) am nächsten, d6r fast die ganze Bibel in Verse gebracht und namentlich über Psalmen und Sonntagsevangelien Lieder geschrieben hat. In dem „Evangelischen Gesangbuch. Nach Zustimmung der Provinzialsynode vom Jahre 1884 zur Einführung in der Provinz Brandenburg mit Ge-