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Fragekasten.
wurde besonders, wie auf der Hand Hegt, das neue Testament. So bezieht sich z. B. Bischof Ludwig von Brandenburg in der Bestatigungsurkunde der Brüderschaft für vertriebene Priester in der Berlinischen Prlipositur am 17. März 1344 (Urk. Buch S. 84) auf den I. Brief Johannis Kap. 3, Vers 17 u. 18. Dergleichen neutestamentalische Berufungen waren der Judensehaft gegenüber natürlich nicht am Platze, so musste denn der grosse Denker und Philosoph aus Stagira herhalten. Interessant bleibt die Sache aus zwei Gründen, einmal weil es zeigt, dass vor der Renaissance die griechischen Schriftsteller selbst bei uns in Nord-Deutschland nicht unbeachtet blieben, und sodann als Beweis für die klassische Bildung des Berliner Stadtschreibers
Auch die Sache selbst und der Anlass sind merkwürdig; man schilt so viel auf das Mittelalter und thut gross mit den hygienischen Krrungenschaflen der neuesten Neuzeit Darunter spielt die Fleischkontrolle eine Hauptrolle. Die „littera Judaeorum“ zeigt aber, wie man in Berlin bereits vor sechshundert Jahren darüber wachte, dass nur gutes Schlacht fleisch auf den Markt und in den Verkehr gebracht wurde. E. Fr.
Verwendung alter Senseneisen. In Oberbayern, Tirol und im Salzkammergut habe ich alte verbrauchte Sensen sehr häufig von den Bauern zu Thürbändern und Thür angeln auf dem Feld und in den Hauswirtschaften verwenden sehen. Die Sensenblätter werden entsprechend umgeschmiedet und angenagelt, sie bewähren sich sehr gut. Falls diese Volkssitte auch in der Provinz Brandenburg herrschen sollte, bitte ich tim Nachricht.
E. Friedcl.
Was bedeutet die Berliner Redensart: „Bei Peten“? Die im B L. A. aufgeworfene Frage hat folgendes Ergebnis gehabt: „Unsere Umfrage nach ■ der Herkunft des berlinischen „Pete“ für Pfandleiher hat rege Beteiligung gefunden, aber kein sicheres Resultat ergeben. Die einen, und zwar namentlich die „jungen Berliner“, in denen die Erinnerungen aus der französischen Stunde noch grünen, leiten es ab von dem französischen pidte aus „mont de piete“ (Pfandhaus', andere von dem plattdeutschen Päte (Pete) = Pate, Gevatter. — Pate und Gevatter bedeuten ursprünglich „Mitvater“, demnach wäre die „bei Peten“ befindliche Uhr bei ihrem Paten, Mitvater, d. h. Mitbesitzer. Diese Erklärung wITI uns am meisten einleuchten. Gar nicht dagegen pflichten wir denen bei, die ohne jedes Beweismaterial von einem „berühmten“ Pfandleiher Namens Pete Mitteilung machten; denn von einem Pfandleiher Pete meldet in der gesamten, uns bekannten berlinischen Literatur „kein Lied, kein Heldenbuch“. Ist den Lesern der „Brandenburgia“ eine bessere Erklärung bekannt?
Für die Re daktion: Dr. Eduard Zache, Cüstriner Platz 9. — Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteilungen zu vertreten.
Druck von P. Stankiewicz’ Buchdruckerei, Berlin Bemburgerstrasse 14.