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2. (1. ordentliche u. Haupt-) Versammlung des IX. Vereinsjahres.
Die Verwaltung der Lipperlieidc’schen Sammlung fUr Kostümwissensehaft hat den Wunsch, nach der Absicht ihres Begründers und Stifters vor allem die zunlichst interessierten Kreise mit dem Inhalt der Sammlung bekannt zu machen, und hofft, dass ihre Schütze zahlreichen Besuchern zur Belehrung über die Kostümkundc und zur Förderung des Geschmacks in Mode und Handarbeit dienen werden.
Die Freiherrlich von Lippcrheidc’schc Kostümbibliothek hat mangels geeigneter Räume im Museumsgebüudc selbst zunächst getrennt in dem Hause Flottwell-Strasse 4, 3 Treppen, aufgestcllt werden müssen und ist dort wochentäglich von 10 bis 1 Uhr vormittngs, sowie Dienstag und Freitag abends von 6 bis 8 Uhr zugänglich Von dem eingehenden, reich illustrierten Kataloge, der von dem Begründer der Sammlung herausgegeben worden ist und in der Ausstellung aufliegt, ist der erste Band nahezu vollendet und die weitere Fortsetzung zu erwarten.
Das Erschienene habe ich Ihnen in der Sitzung vom 21. März 1900 vorgelegt. Der Direktor der Kunstgewerbe-Museumsbücherei, Herr Professor Jessen, ladet zu recht eifrigem Studium dieser kulturhistorischen, vielfach auch unsere Heimatkunde auf das engste berührenden Schätze ein und kann ich dieser Einladung auch meinerseits nur bitten recht oft Folge zu geben.
5. Postalischer Plan von Gross-Berlin. Seit dem 1. April d. J., an welchem zum grossen Bedauern der Berliner die hiesige Packetfahrt- gesellschaft ihre bewährte und billige Briefbestellung in Folge der neuen Reichpostordnung vom 20. März 1900 hat einstellen müssen, ist bekanntlich das Briefpoi’to für Berlin und die nächsten Vororte herabgesetzt worden. Das sehr rührige hiesige Geographische Institut und Landkarten-Verlag von Julius Straube, Berlin SW., Gitschiner Strasse 109 hat nun die Ihnen hiermit von mir vorgelegte handliche „Karte der Nachbarpostorte von Berlin, auf die der Geltungsbereich der Ortsbrieftaxe ausgedehnt ist“ herausgegeben. Die Ortschaften bilden mit Berlin zusammen einen am Rande vielfach ausgezackten, dennoch aber wohl erkennbaren ungefähren Kreis. Das billige Kartenblatt kann zur Anschaffung in den weitesten Kreisen umsomehr empfohlen werden, als es am obern Rande auch die neuen Posttaxen anführt.
Die Schuldichtung hat sich übrigens, wie die Nationalzeitung am 10. d. M. mitteilt, bereits dieser Ortschaften bemächtigt und in folgende Gedächtnis-Reimzeilen zusammengeschmiedet:
„Einundzwanzig Orte ziehn Sich herum um Gross-Berlin,
Bei denen es der Post ist recht Dass man fünf Pfennig nur blecht Für einen Brief, Postkarten zwei,
Nun merk sie Dir zur Schreiberei!