Heft 
(1900) 9
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2. (1. ordentliche u. Haupt-) Versammlung des IX. Vereinsjahres.

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erste dramatische Schulaufführung, von der wir ganz bestimmte Nach­richten hatten, veranstaltete i. J. 1541 der damalige Rektor der Köllnischen Schule Heinrich Chnustin (Knaust) aus Hamburg, der als Dramendichter ziemlich bekannt geworden ist.

Iin 17. Jahrhundert blühten die dramatischen Schulübungen auf, und rühren die ersten hierüber sprechenden Programme aus dem Berlinischen Gymnasium und aus der Zeit des Rektors Gutke (16181634 Rektor) her. Auch der währende dreissigjährige Krieg brachte keinen Stillstand, obwohl der Kurfürst sich gegen die Schuldramen aussprach und meinte, gegen dieAffereyen, so bey den Comoedien fürlauffen, einschreiten zu müssen. Es hatten sich bei dieser Gelegenheit die Schüler mit den goldenen Ketten, die sie beim Spiel trugen, in ihrem Übermut auf den Strassen wichtig gethan; dies schien dem Kurfürsten aber geeignet zu sein, den Soldaten, die damals in der Stadt waren, einen appetit zu machen, nach denselben einen Hunger zu gewinnen. Wie leichtlich hätte doch nur dadurch was angerichtet werden können, dass Euch das Comoeden spielen tewer genug gemacht haben würde.

Nach dem Westfälischen Frieden erhielt das dramatische Schüler­spiel einen neuen Aufschwung, namentlich durch die Sorgfalt des Konrektors Michael Schirmer am Berlinischen Gymnasium, woselbst er von 1630 bis 1668 als Lehrer thätig war, Die politischen Erfolge des Grossen Kurfürsten zeitigten patriotische Dramenaufführungen an beiden alten Gymnasien.

Den Abschluss der dramatischen Schulaufführungen dieser Periode bildet ein höchst eigenartiges Schauspiel des damaligen Konrektors am Grauen Kloster, Leonhard Frisch*), vom Jahre 1700:Von der Un­sauberkeit der falschen Dicht- und Reim-Kunst? Mit köstlichem Humor geisselt Frisch in dieserdramatischen Poetik die mannigfachen Schäden der Poesie, indem er an einer Reihe von treffenden Beispielen die geschmacklose Sprachmengerei, die albernen Vers- und Reimspielereien und die damit verbundene Gedankenarmut darthut.

Allmählich schliefen die Schuldramen im 18. Jahrhundert ein, namentlich als sich König Friedrich Wilhelm I. gegen derartigeAlfanze­reien in seiner bekannten überderben Weise aussprach.

13. Hundertfünfzig Jahre einer Deutschen Drogenhandlung 17501900. Ein Beitrag zur Geschichte ihrer Firma heraus­gegeben am 7. Februar 1900 von Brückner, Lampe & Co. Leipzig. Berlin. Hamburg.

*) Leonhard Frisch ist den Mitgliedern der Brandenburgs durch den Brief­wechsel mit dem Philosophen Leibniz bekannt, der von Herrn Schulinspektor Dr. L. H. Fischer im 2. Bande unsers Archivs herausgegeben ist. Derselbe Herr Fischer hat das genannte satirische Schauspiel des Frisch in den Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins, Heft XXVI, 1890, veröffentlicht.