Heft 
(1900) 9
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2. (1. ordentliche u. Haupt-) Versammlung des IX. Vereinsjahres.

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hat. Es muss das schon vor langer Zeit geschehen sein, denn in einigen dieser Einsenkungen stehen starke Kiefern, die ich auf etwa 7080 Jahre schlitze. I)a der Magistrat von Berlin das Terrain zur Anlage einer Gasanstalt ankaufen will oder wohl schon angekauft hat, so werden die Erdarbeiten bei Anlage der verschiedenen Bauten Aufschluss Uber die Beschaffenheit der Hügel geben.

Ein zweites, ganz ähnliches und noch mehr ausgedehntes Ilttgel-Gräber- feld liegt ungeflihr westlich von dem vorigen, südlich von der genannten Chaussee und westlich hart an dem Waldwege, der von Tegel nach Ilasel- horst führt, gegenüber dem auf freien Felde angelegten Lawn-tennis- Platz.

Hier sind die Iltigel meist noch grösser, als bei dem vorigen, aber ebenfalls ausgehoben. Auch nördlich von diesem Grliberfelde, zwischen der Chaussee und der Gemeinde-Ablage zwischen den Berliner Wasser-Werken und den Kruppschen Germania-Werken, liegt eine Anzahl von Hügeln im Walde, welche ich ebenfalls für früher aufgedeckte Gröber halte. Da das Terrain der zu erbauenden Gasanstalt sich bis zu diesen erstrecken soll, so werden auch sic voraussichtlich abgetragen werden und dabei etwa noch er­haltene Spuren der früher darin enthalten gewesenen Gräber zu Tage kommen.

Das letzte der 3 Hügel-Gräberfelder liegt am linken Havel-Ufer, etwa 7» Stunde westlich von Tegel, nahe bei Konrads-IIöhe Auch hier sind die Hügel, die in grosser Anzahl im Walde beisammenliegen, anscheinend bereits alle geöffnet, denn auch sie zeigen dieselben Einsenkungen, wie die Hügel der beiden vorigen Gruppen. Hier indessen fand ich einen schlagenden Beweis für die Richtigkeit meiner Annahme, dass wir es hier wirklich mit vorgeschichtlichen Hügel-Gräbern zu thun haben; denn beim oberflächlichen Graben im ausgeworfenen Sande eines der Hügel brachte ich ein Urnenstück vorgeschichtlicher Zeit zu Tage. Dies letzte Gräberfeld hoffe ich im nächsten Jahre untersuchen zu können.

Ich gebe diese Notiz hier, weil mit der fortschreitenden Bebauung des Terrains auch diese Hügel-Gräber in nächster Nähe Berlins bald verschwunden sein werden, und weil dann ihr Vorhandensein vielleicht übersehen werden könnte, da sie, soviel ich bisher feststellen konnte, in der Literatur nirgends erwähnt sind.

b) Eine Drachen-Sage von Seddin, Kreis Westpriegnitz *)

aus den Verli. der genannten Gesellschaft vom 20. März 1807.

In Seddin ist der Drache noch in voller Thätigkeit, wie ich durch die Unterhaltung meiner Arbeiter unter einander erfuhr. Mehrere meiner Leute hatten ihn selbst gesehen. Wer ihn an sich zu fesseln weiss, dem bringt er Glück und namentlich grosse Reichtümer. Die Witwe des Krügers hat ihr Vermögen zum grossen Teil durch den Drachen. Er fliegt in Gestalt einer feurigen Schlange in den Schornstein. Ob die Krüger-Witwe schon früher sich den Drachen dienstbar gemacht, war nicht bekannt, jedenfalls hat sie

*) Gemeint ist die Ortschaft Seddin (Kreis Westpriegnitz), bei welcher das im Jahrgang VIII unserer Zeitschrift von mir mehrfach erwähnte Riesen- oder Königsgrab, auch Hinzberg belegen ist, dessen Untersuchung ich im September 1899 bewerk­stelligt habe. E. Fr.