Heft 
(1900) 9
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2. (9. ordentliche u. Haupt-) Versammlung des IX. Vereinsjahres.

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Da hatte man den Fingerring des Riesenkönigs. Um so mehr glaubte man nun an den Schatz im Hinzer-Berge und daran, dass in dem dritten Hügel HeinzesGeldschrank ruhe. Dieser Hügel wurde glinzlich abgetragen, um die Steine zu verwerten, denn alle diese Hügel sind aus Steinen aufgeführt und bergen im Innern eine oder mehrere Steinkisten. Aber hier wurden weder Ilinzes Geldschrank, noch sonst Altertümer gefunden.

Doch der Fund des goldenen Ringes liess den Besitzer des Hinzcr- Berges nicht ruhen. Es ging ihm schlecht, da er mehr im Kruge, als auf seinem Felde und Hofe war. Ilinzes Goldsarg sollte ihn herausreissen. Also ans Werk. Wochen um Wochen brachen er und sein Knecht mit der Rade­hacke die Steine und schafften sie den Berg hinunter, so dass der spiitere Besitzer viele Hundert Fuhren Steine zum Bahn- und Chaussee-Bau verkaufen konnte und ein Krater von 1215 m oberem Durchmesser in den Hügel gegraben wurde; aber der Goldsarg kam nicht. Nur ein Bronze-Schwert und einige andere Bronzen wurden gefunden. Diese aber sind mit dem Bauer verschollen, den die Schulden von Haus und Hof trieben. Erst sein Nachfolger fand das Gold in den Steinen, indem er sie verkaufte.

Der Riesenkönig soll auch in einem der Hügel in Kehrberg, Kreis Ost- Priegnitz, stecken, ebenfalls in goldenem Sarge ruhend. Aber in allen den Hügeln, die ich dort aufgrub, fand ich ihn nicht; ebenso wenig fand ich ihn in den Hügeln auf dem benachbarten Krams, wo er übrigens zumWiesen­könig geworden ist und in einem mit Gold angefüllten Sarge liegt.

d) Der Riesenwacholder in Clossow, mitgeteilt in derGarten­laube 19U0. Nummern-Ausgabe No. 13 S. 224.

Im Gutsgarten der königlichen Domäne Clossow bei BUrwalde in der Neumark steht ein merkwürdiger Riesen-Wacholder. Meistens wächst der

Wacholder in eleganter Kegelform empor, nämlich da, wo er im Schutze hoher Bäume steht, aber er nimmt unter Umständen auch ganz bizarre Formen an, wenn Wind und Wetter ihn zausen und rütteln, wie auf der Lünebürger und hannoverschen Heide. Die wunderlichsten Wacholderformen fand ich in der Nähe der berühmtenSieben Steinhäuser bei Fallingbostel, einer Gruppe ganz hervorragend schöner und gut erhaltener, aus riesigen Findlings­blöcken aufgeführter Steinkammergräber, jener altehrwürdigen Zeugen der ältesten Kulturepoelie, der Steinzeit. Mit zu den schönsten Wacholdern, die ich kenne, gehört aber der Baum im Park zu Clossow. Der Wacholder wächst gern in Gebüschgruppen. Hier haben wir aber einen einzelnen Baum vor uns, einen wirklichen Baum, denn er hat nur einen einzigen Stamm von etwa 15 bis 18 cm Durchmesser und etwa 10 £m Höhe. Er ist der höchste Wach­older, der mir bis jetzt zu Gesicht gekommen ist. Sein fröhliches Gedeihen lässt hoffen, dass er seinem hohen Alter noch manches Jahrzehnt hinzufügen wird.

Dieser Mitteilung ist eine gute Abbildung des merkwürdigen Baumes mitgeteilt, welchen wir hierdurch der Schonung und Erhaltung an­gelegentlich empfehlen. Ich verweise auf meine Aufforderung zum Schutz unserer von der Natur übernommenen Denkmäler, insbesondere des heimischen Waldes und der hervorragendsten heimischen Einzel-