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2. (1. ordentliche u. Haupt-) Versammlung des IX. Vereinsjahres.
bäume in der Sitzung vom 28. Februar UHR) sowie auf das von Dir. Dr. Conwentz diesbezügliche „Forstbotanische Merkbuch“.
15. Ostereier und Osterkultus. Auf beides habe ich in Sitzungen sowohl als auch in unserer Zeitschrift Brandeuburgia wiederholt aufmerksam gemacht *).
Unser unter No. 2 erwähntes Mitglied Herr Neupert-Spandau hat diesmal vergeblich am 2. Osterfeiertag (16. d. M.) in Tiefwerder bei Spandau und ich in Begleitung des Herrn Hermann Maurer vergeblich in Pichelsdorf, Picheiswerder und Pichelsberg nach den charakteristischen mit Binsen geschmückten Ostereiern geforscht, die in früheren .Jahren von Kindern dort feilgeboten wurden (von mir daselbst gesammelte dergl. Binsen-Ostereier im Märkischen Museum). Wie Herr Neupert mitteilt, haben die Leute jetzt lohnendere Beschäftigung, jedoch hat er die Güte gehabt, nach den alten tief- werderschen Mustern mehrere Binsen-Ostereier nachträglich für dasselbe Städtische Institut anfertigen zu lassen.
Andere Ostereier, !) an der Zahl, habe ich Ihnen zur Ansicht mitgebracht. — Es sind hart gekochte Hühnereier, wie sie in den wendischen Dörfern der sächsischen Oberlausitz bei Bautzen, hergestellt werden. Ich verdanke diese Ostergaben Herrn Kaufmann Karl Fröhlich in Bautzen und seiner Frau Gemahlin, einer Schwester unseres Mitgliedes Frau Dr. Loewenheim geb. Höhn. Die Zeichnungen sind mit der Schablone sorgsam nach bestimmten Mustern hergestellt. Der Grundton ist ein kräftiges Rot, die Ornamente sind in Weiss ausgespart, bei einem Stück auch saffrangelb. Diese Verzierungen sind teils Zickzack-Bordüren linearer Art oder Blumenmotive oder gestielte Palmetten. Diese Zeichnungen, die in der brandenburgischen Niederlausitz meist von Dorfschullehrern hergestellt werden, sind streng stilisiert dem wendischen Geschmack entsprechend. Die Ostereierfärbungen und -Zeichnungen der Nieder- und Oberlausitz sind stilverwandt, jedoch wendet jede Ortschaft für sich einen bestimmten Lieblings-Formenschatz an.
Auf einer von Herrn Fröhlich eingesendeten, nach der Natur auf- genommenen Photographie, sehen sie „das Eierschieben“ auf dem steilen, von einem Kirchlein gekrönten Brodschen Berge bei Bautzen. Verschiedene Erwachsene lassen Eier die steilen Rasenhänge herunterrollen, während zahlreiche Kinder beschäftigt sind, sie zu haschen. In unserer Gegend nennt man dies „Eiertrudeln“. Es wird dies besonders auf dem Lande, namentlich auf den Rasenterrassen unserer Rittersitze geübt. Wenn diese Sitte nicht allgemeiner verbreitet ist, so liegt das lediglich daran, dass man bei uns steile mit kurzem Rasen bedeckte
') Zu ersehen aus Brandenburg^ I. S. 223 und III. 8. 8 U, 13.