Heft 
(1900) 9
Seite
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2. (1. ordentliche u. Haupt-) Versammlung des IX. Vereinsjalires. 81

Abhänge, die sich zum Trudeln besonders eignen, nicht gerade häufig hat. Deshalb muss durch das Eierverstecken bei uns in der Regel d;is Eiertrudeln ersetzt werden. Dies Eierversteckspiel habe ich in der Mark Brandenburg oft mit angesehen; gern benutzt man in den alt­modischen Ilausgärten der kleineren Städte und Dörfer dazu die dichten Buxbaumrabatten. Der arme, in seine Stuben gebannte Grossstädter in Berlin weiss sich durch geschicktes Verstecken der Ostereier unter Möbeln u. dgl. zu helfen. Hierbei bevorzugt man Zucker-, Marzipan- urnl Chokoladeneier, während die im Freien versteckten Eier in der Regel selbstredend natürliche sind, denn Eier aus essbarem Stoff würden leicht schmutzig werden. Übrigens werden statt der Hühnereier auf dem Lande in vornehmeren Familien auch solche aus Stein, Metall, Porzellan, Glas, Holz u. dgl. versteckt. Oft sind sie zu öffnen und enthalten allerhand gern begehrten Inhalt. So liegt die Sache, wie wir feststellen wollen, noch jetzt zum Beginn des 20. Jahrhunderts in der Provinz Brandenburg.

Beigefügt ist noch ein ausgeblasenes Gänseei, von dem eine Seite geschickt fortgeschnitten ist. In dem solchergestalt geöffneten Innern sieht man das Christuskind und Engel ans Buntpapier, dabei ist das Ei äusserlich fein mit bunten Fäden und Füttern übei'sponnen. Nonnonarbeit aus dem Kloster Mariastern bei Bautzen.

Die althergebrachte Sitte des Osteroiersuchens ist übrigens bei unserm Herrscherhause erhalten geblieben und noch jetzt suchen am 2. Osterfeiertag die königlichen Prinzen versteckte Ostereier im Schlossgarten von Bellevue zu Berlin.

10. Photographien aus der Oberlausitz. Herr und* Frau Fröhlich haben, wie Sie sehen, noch eine grosse Anzahl Photographien von Bautzen und den Spreelandschaften der Umgegend einge­schickt. Bautzen ist zweifellos unter allen Spreestädten am malerischsten belegen und besonders reich an mittelalterlichen Bauwerken. Besonders interessant ist die Felsenpartie an der Spree, welche Gegendder Abgott genannt wird, weil hier der wendische Abgott Flins ins Wasser geworfen sein soll.

Nach der Annexion der königlich sächsischen Landesteile 1814/15 hat man zwischen die sächsisch verbleibende Oberlausitz und die branden- burgisch gewordene, vormals königlich sächsische Niederlausitz absichtlich aus politischen Gründen, um den direkten Verkehr der widerwillig Annektierten mit dem Königreich Sachsen zu erschweren, als Trennungs­glied den zur Provinz Schlesien gehörigen Kreis Hoyerswerda eingeschoben, ebenfalls altlansitzer Gebiet. Ans diesem Kreise Hoyers­werda rühren die vorgezeigten Photographien des wendischen Dorfes Sprey bei Boxberg her, insbesondere die der überaus schlichten turmlosen Ilolzblockkirclie von Sprey. Das Altarbild des anscheinend

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