2. (1. ordentliche u. Haupt ) Versammlung des IX. Vereinsjahres.
87
Verleihung des Niederlagsrechtes nebst der Überlassung des Wasserzolles auf der Oberspree an die Stadt Berlin durch den Markgrafen Otto V. von 1298. Die von den Kaufinannsgilden der 1307 geeinten Städte Berlin—Kölln gestifteten Altäre in der Nicolai-, Petri- und Marienkirche zum Danke für glückliche Heimkehr von weiter Fahrt weisen auf die räumlich bereits ausgedehnten Handelswege der märkischen Kaufleute hin.
Der unter Markgraf Ludwig d. Alteren auf der schutzlosen Mark lastende päpstliche Bannfluch sowie ein gleichzeitiger demokratischer Ansturm gegen die regierenden patrizischen Geschlechter veranlassen etwa 1350 die märkischen Städte zum Eintritte in die schützende Hanse, welche ihrerseits die Zugehörigkeit der östlichen Binnenstädte wegen der oft gefährdeten Landfahrt der hansischen Kaufleute gern sah. Das wenig später entstandene Berliner Stadtbuch von 1397 macht uns bekannt mit den Produkten, der Ausfuhr und der Einfuhr der Mark: Getreide, Bier, Fische, grobe Tuche werden in grossen Massen exportiert, während Heringe, bessere Weine, feinere Industrie- und Textilerzeugnisse eingeführt werden. Im 14. Jahrhunderte finden wir Salzwedeler Kaufleute in Wisby, Stendaler in Flandern sowie Berliner in grosser Zahl in Hamburg, wohin Getreide ausgeführt wird. Durch die Mark gingen von Osten und Südosten vor allen die Farbkräuter Krapp und Waid nach Braunschweig und Dortmund, eine Handelsbewegung, welche solange bestanden hat, bis erst in unserm Jahrhunderte die Entdeckung der Anilinfarben jenen Farbkräutern ihre Bedeutung nahm. Straussberg ist der wichtigste Handelsplatz für Schuhwaren, die von den Verfertigern auf die Messen in Frankfurt a. 0. und Leipzig gebracht werden.
Die dauernde Unsicherheit der Strassen und der hohe materielle Wert der grossen Warenzüge führten die handeltreibenden märkischen Städte ausser dem teilweisen Anschlüsse au die Hanse noch zu engerer Einigung unter einander. Der Bund zwischen Berlin und Kölln von 1307 erweitert sich bis zum Jahre 1328 zu der grossen Einung von 21 mittelmärkischen und niederlausitzischen Städten, unter denen auch das neumärkische Landsberg erscheint, im Westen von der magdeburgischen Grenze von Brandenburg und Beelitz bis Landsberg und Guben im Osten, von Rathenow und Nauen im Norden bis Köpenick und Mittenwalde im Süden reichend. In der Oberlausitz hatte 1319 der Bund der Sechsstädte, in Stendal 1321 der der 8 altmärkischen, in Kyritz 1323 der 6 prieg- nitzischen, in Prenzlau 1348 der 4 uckermärkischen Orte einen festen Zusammenhang der von aussen und innen vielfach bedrohten städtischen Gemeinwesen geschaffen. Diese 5 Sonderbündnisse, miteinander in engster Beziehung, umfassten die 45 bedeutendsten Städte der ehemals askanischen Lande. Nur wenige, nicht unmittelbar unter dem Markgrafen stehende und einem eigenen Herren gehorchende Orte waren ausserhalb geblieben: die Ruppinischen Städte, Freienwalde, Friesack