Kleinere Mitteilungen.
90
worden. Im Jahre 1747 machte der tun die Hebung der Gewerbe so verdiente Splitgerber einen neuen Versuch und gewann guten Hut- und Kandiszucker, sowie Syrupe. 175Ü wurde von dem Genannten zu der Zuckersiederei ein geräumiges Gebiludc unweit der Brücke am Hospital in Neukölln nahe bei der Spree erbaut. Auswllrtiger Zucker wurde gegen 12 pCt. cingeführt und dem Splitgerber*) ein Privilegium und Freiheit d. d. Berlin 12. Mai 1751 erteilt, die Kur-, Neumark und Pommern damit zu verlegen. Vor dem Stralauer Thor, wo das alte schlesische Salzmagazin gestanden, richtete Splitgerber, nachdem der Grosse König ihm das Land bis zur Spree geschenkt, eine zweite Zuckersiederei ein. Bekmann schliesst seinen Bericht mit folgenden Worten. „Wann nun aus einem guss von (i pfannen 12000 pf. zukker gegossen werden: so lässt sich leicht der Überschlag machen, was für eine grosse menge zukker könne das jalir durch gesotten werden. — Zur Zukker- I siederei gehöret auch die Potbükkerei: gestalt dann zu ieder Siederei ' 100000 Potte oder irdene ZuckcrEutformen erfodert werden. Dieses werk treibet ein Töpfer mit 16 Gesellen, welche beständig arbeiten, und alle ihre arbeit in die Zukkersiederei liefern müssen. Es lässt sich leicht urthcilen, dass der Herr Splitgerber auch von diesen allen die erste triebfeder ist.“
E. Fr.
Verkehrtbäume. In der Brandenburgia ist seiner Zeit mehrfach der „Verkehrtbäume“ gedacht worden. Rosenkranz (die Pflanzen im Volksaberglauben. Leipzig 1896. S. 68—73.1 bringt eine Anzahl solcher Mitteilungen. Nach ihm berichtet der Chronist Richter von der grossen Linde auf dem Friedhof zu Annaberg in Sachsen: Es habe ein ruchloser Sohn des Oberkutschers bei dem Marstall von St. Annaberg nicht an die Auferstehung glauben wollen und habe dem geistlichen Herrn auf dem Gottesacker „geantwortet, indem er auf eine junge Linde zeigte: So wenig diese Linde, wenn man sie ausreisse und mit ihren Zweigen in die Erde stecken wollte, wachsen würde, so wenig würden auch die, welche einmal tot seien, wieder auferstehen.“ Aber die mit den Zweigen vom Priester alsbald eingepflanzte Linde „prange noch heute zur Bewunderung der Gläubigen und Ungläubigen“.
„Betrachten wir diese Linde aufmerksamer“, äussert sich G. Stehle in seinem kurzen Bericht (Cyprcssen auf die Gräber unserer lieben Toten, nebst einer Tradition über die Linde auf dem Gottesacker zu St. Annaberg, 1867), so wird uns kein Zweifel bleiben, dass sic auf oben berichtete Weise gepflanzt wurde. Der Stamm hat einen Umfang von ziemlich 11 Ellen und eine Höhe von nur 3 Ellen; nach dieser Höhe erstrecken sich die ehemaligen Saugwurzeln als 16 nahe an 12 Ellen lange Äste gleich einem flachen Dache aus, getragen von steinernen und hölzernen Säulen. Diese Stützung der Aste
*) Über die Firma Splitgerber, aus welcher die berühmte Schicklersche Zuckersiederei hervorging, vgl. Brandenburgia IV, 328—331 und V 480. — Erzeugnisse der Pot-Bäckerei d. h. Former für die Zuckerhüte und grosse Töpfe für die Berliner Syrupsfabrikation befinden sich im Märkischen Museum. Fortgeworfene Stücke sind öfter von verschiedenen Teilen des ehemaligen Festungsgrabens (Grüner Graben) und an der Oberspree am rechtsseitigen (Stralauer) Ufer beim Baggern zu Tage gefördert worden. E. Friedei.