Heft 
(1900) 9
Seite
91
Einzelbild herunterladen

Kleinere Mitteilungen.

91

geschah das erste Mal 1693, wurde zum zweitenmal 1718, zum drittenmal wiederholt und vermehrt 1853, und besteht 1867 aus einem Gerüste, getragen von 11 steinernen und 8 hölzernen Säulen. Von der Mitte dieser Baumkrone aus erstreckt sich die sogenannte Pfahlwurzel als Fortsetzung des Stammes in einer Höhe von 5U bis 55 Ellen mit weitverzweigten Asten. (Grube, Biographieen aus der Naturkunde. Stuttgart. 1870.) Dieselbe Sage teilt Rosenkranz in einem Gedichtedie wunderbare Linde von J. Schanz mit, ferner nach A. Kuhn die Sage von den drei Linden auf dem Kirchhofe des Hospitals zum heiligen Geiste in Berlin. Dann berichtet er (nach Vernalekcn, 117, 118) zwei Sagen über eine Linde in dem alten Schosse Buchlau. Nach der einen pflanzte ein Knappe als Zeichen seiner Unschuld die Linde verkehrt ein, nach der andern ein des Jagdfrevels beschuldigter Bauer. Nach einer andern Sage aus Wiselmu (ebenfalls aus Vernalekcn) war ein Mönch von zwölf anderen zum Tode verurteilt und sollte lebendig begraben werden. Er pflanzte vorher einen Lindenbaum verkehrt zum Zeugnis für seine Unschuld. Nur diese uralte Linde bezeichnet den Ort, wo die Mönche hausten.

Rosenkranz führt diese Sagen auf dasMittelalter, die Zeit der Gottes­urteile oder Ordale zurück und bemerkt schliesslich:Es sei jedoch noch hier erwähnt, dass das Wachsen der Linden in den angeführten Sagen nicht als Wunder bezeichnet werden kann, da es in der Natur des Lindenbaumes liegt, auch mit den Zweigen zu wmrzeln und die Wurzeln in Zweige zu ver­wandeln. (Siehe Grube IV, 203!)

W. v. Schulenburg.

Das Schicksal der ersten deutschen Lokomotive. Gewöhnlich wird als die älteste deutsche Lokomotive diejenige genannt, die am 7. Dezember 1835 die erste deutsche Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth eröffnctc. Es gab aber noch einen älteren Vorläufer, der bereits im Jahre 1819 im Saar- kolilengebiet seine ersten Gehversuche machte. Die Geschichte dieses ältesten deutschen Dampf-Wagens ist so amüsant, das wir sie demPolytechnischen Centralblatt nacherzählen wollen.

Es war im Jahre 1815, als mit dem alten Fürstentum Nassau-Saarbrücken auch der Saar-Kohlenbergbau an Prcussen überging. Damals, vor der Ein­führung der Eisenbahnen, -waren die Wasserstrassen die einzigen Verkehrs­wege, durch die grosse Lasten zu angemessenem Preis befördert werden konnten, und so waren auch die Saarkohlen für ihren Transport auf den Wasserweg der Saar nach der Mosel und in den Rhein angewiesen. Die Gruben waren immerhin so weit von der Saar entfernt, dass die Verladung der Kohlen in die Lastschiffe erhebliche Umstände machte.

Dadurch wurde die preussische Regierung veranlasst, auf die erste Kunde von den anfänglichen Erfolgen der Eisenbahn in England, den Bau einer 2'/ 2 Kilometer langen eisernen Schienenbahn von der Zeche Bauern­wald bis zur Saar zu beschliessen, diese Bahn sollte mittels eines Dampf­wagens betrieben werden. Nun hätte man ja die nötige Lokomotive in England bauen lassen können, man wollte aber das Geld lieber im Lande