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Kleinere Mitteilungen.
Suppe wie folgt bereitet: Die gesammelten Muscheln werden zwecks sclbstthätigen Schalenöffnens in siedendes Wasser gethan, die Scbliessmuscheln verbrühen sich, und die Schalen legen sich auseinander. Nach Entfernung der schwarzen Teile des Muscheltieres werden diese aus den Schalen gelöst und mit Salz, Pfeffer, Petersilie und allen beliebigen, den Geschmack erhöhenden Zuthatcn zubereitet. Diese Suppe ist wohlschmeckend, und das Muschelfleisch darin ersetzt die beste, kräftigste Rindssuppe, wie es jedes gekochte oder zu stark gebratene Warmblütlerfleisch ersetzt. Das Vorurteil gegen alles Ungewohnte trägt die Schuld, dass wjr sonst so praktischen Deutschen uns selbst um ein wohlfeiles, schmackhaftes, gesundes, leichtverdauliches, nahrhaftes Nahrungs- und Genussmittel bringen, an dem sich viele Tausende anderer Nationen täglich erfreuen und erlaben, in den Muscheln und Schnecken mehr Geschmack und Nahrung findend, als die deutschen Mittelklassen in ihrem wässrigen Gemüse und dem ausgekochten und überbratenen, schlecht verdaulichen Fleische.“
Bei näherer Nachforschung habe ich nichts Näheres darüber, wo man dgl. Teichmuschelgerichte kocht, erfahren können und ich fürchte, dass hier der Wunsch der Vater des Gedankens ist, den Wunsch hege ich allerdings auch, dass sich in unserer Brandenburgs einmal mutige Damen und Herren finden, die nach obigem Rezept einen Versuch mit unseren Teich- und Muler- muscheln machen.
Vergl. hierzu besonders meine Angaben in der Brandenburgs VI S. 412—414.
Eine hiermit verwandte Nachricht aus Frankreich entnehme ich, wie folgt, der Kölnischen Zeitung No. G81 vom 26. 7. 1897.
„Schnecken und Muscheln in Gräbern. Wie L. Bonncmfere in der Pariser Anthropologischen Gesellschaft berichtete, findet man in gewissen Gräbern des Departements Maine et-Loire grosse Mengen von Schneckengehäusen. Die betreffenden Gräber entstammen dem Ende der römischen Kaiserzeit oder sogar dem Beginne der Merovingerzeit. Schon Locard gedenkt des Vorkommens von Land- und Sceschnecken in Grähem der Christen und Märtyrer, so in dem Grabe der hl. Eutropia, in einem merovingischen Grabe des Kirchhofs von Vicq, in Gräbern bei Dieppe und noch in einem Grabe aus der Zeit Karls des Grossen. Die ersten Christen sahen in der Schnecke, die sich im Herbst in die Erde eingräbt, um in Frühling zu neuem Leben zu erwachen, ein Sinnbild der Auferstehung des Menschen; indessen kommt die Gepflogenheit, Schnecken in die Gräber mitzunehmen, auch in heidnischen Zeiten vor; besonders fanden sich viele Schneckenreste in römischen Grabstätten in Pompeji. Dr. M. Much macht in einer Mitteilung an die Anthropologische Gesellschaft in Wien darauf aufmerksam, dass auch in Niederösterreich und Mähren in Gräbern aus der christlichen Aera wie aus der Hallstattzeit Hunderte von Schneckengehäusen und Muschelschalen gefunden worden sind. Ferner berichtet er über gleichartige Muschelschalengräber innerhalb einer bis in die jüngere Steinzeit zurückreichenden Ansiedelung an der March in Niederösterreich. An einer SteUe fanden sich in einer 1 — l'/ s m breiten Grube mindestens 1000 Muschelschalen, schichtenweise, mit Erde abwechselnd, dicht beisammen. „Was die Leute“, sagt er, „veranlasst haben kann, solche Mengen von Muscheln da und dort aus den in der Nähe vorbeifliessenden Gewässern heraufzuholen, wird sich kaum feststellen lassen. Vielleicht waren es vorzugsweise Muschel- Esser, Leute, die nicht viel anderes hatten oder die sich mit Vorliebe an dieses Gericht hielten, die man daher auch für das Jenseits damit versah. Die Schnecken mögen aus demselben Grunde in so grosser Menge niedergelegt worden sein, der auch in Frankreich bei den vielfach noch unter Heiden lebenden Christen dazu bewogen hat.