3. (2. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.
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geschilderten und vorgelegten Ilacksilberfimden aus, von denen ein grosser Teil auf orientalischen Ursprung deutet. Nun finden sich aber auf den Gremplerschen Becken nur lateinische Inschriften, deshalb kann man nicht wohl an den unter griechischer (byzantinischer) Kultur stehenden Siidosten Europas als Fabrikationsstätte der gravierten Bronze- gcfässo denken. Grempler S. 178 schliesst deshalb vorsichtig: „Unbeantwortet bleibt vorläufig die Frage nach dem Fabrikationsort. Die Rohheit der Ausführung bei den meisten, vor allem die unverstanden wiedergegebenen Inschriften gestatten den Schluss auf eine Massenfabrikation von Seiten ungebildeter Metallarbeiter. Die grösste Anzahl der bisher bekannten Schalen sind im Bereich der Nord- und Ostseeküste aufgedeckt worden; sie stammen aus einer Zeit, wie wir gesehen haben, wo die Wikinger einen inächtigeu Handel vermittelten, und so wird man nicht fehl gehen, wenn man die weite Verbreitung derselben damit in Zusammenhang bringt. Auf diesem Wege dürfte die Schale auch nach Kiew gekommen sein, welches an der Handelsstrasse liegt, die schon in altersgrauer Zeit von der Ostsee nach dem schwarzen Meere führte. Die wenigen Schalen, die weiter westlich im Binnenlande sich finden, sind dorthin möglicherweise in weit jüngerer Zeit verschleppt worden.“
Endlich scheint mir, dass die Becken, wenn sie auch teilweise biblische Gravierungen aufweisen, dennoch im wesentlichen profanen Zwecken gedient haben. Ich denke dabei an die späteren, zum Teil der Renaissance-Zeit angehörigen getriebenen Messingbecken, welche gewöhnlich aus Nürnberg und Lübeck bezogen werden und die ebenfalls häufig christlich-religiöse Darstellungen enthalten*). In Norddeutschland findet man sie noch jetzt nicht selten als Taufschüsseln verwendet, dennoch geht aus alten Holzschnitten und Inventarien pp. hervor, dass sie auch als Wanddekorationen und dergl. in profanen Gebäuden, in Bürgerwohnungen etc. gedient haben.
In der jetzt beginnenden Reisezeit besuchen unsere Mitglieder ja häufig gewerbliche und geschichtliche Sammlungen in fernen Gegenden; ich bitte nochmals, bei solchen Gelegenheiten an jene gravierten Bronzeschalen und ähnliche Metallarbeiten des Mittelalters zu denken, deren Ursprung und Verbreitung nur „viribus unitis* aufgehellt werden kann.
9. Das Autependium der St. Gotthards-Kirche zu Brandenburg a/TI., welches ich in einer vom Märkischen Museum kürzlich durch unser Mitglied Herrn Bartels aufgenommenen grossen Photographie vorlege, wird in Ottos Handbuch der kirchlichen Kunst-Archäologie 5 I, S. 512, Nr. 1 und ausserdem in Bergaus Inventar der Bau- und Kunst- Denkmäler in der Provinz Brandenburg (1885) liier S. 246 wie folgt
*) „Brandenburg^“ I, 68; 123; VII, 469 u. 470.