Heft 
(1900) 9
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3. (2. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.

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im Lande vor, so müssen solche nicht minder selbstverständlich auch auf den Untergrund der Gewässer ausgedehnt werden. Diese Unter­suchungen der Seen haben aber auch für die Praxis der Land-, natürlich noch mehr für die der Wasser-Wirtschaft das allergrösste Interesse.

Hiermit sollten botanisch- und geologisch-biologische Unter­suchungen verbunden und für die Gewässer jedes Kartenblattes fest­gelegt werden. Dass alles dies in beklagenswerter Missachtung und Verkennung der wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Interessen ver­säumt ist, muss den staatlichen Organen unbedingt zum Vorwurf gemacht werden. Für dergleichen wichtige Landeskultur-Untersuchungen müssen die Geldmittel flüssig zu machen sein und würde sich schon vom agra­rischen Standpunkt aus die Landesvertretung hier einer gründlich mo­tivierten Geldforderung sicherlich nicht widersetzen. Es sei mir vergönnt wenigstens einen Sachverständigen zur Unterstützung meiner Ausstellungen ins Treffen zu führen. Herr Dr. W. Ilalbfass-Neuhaldensleben hat sich im Brandenburgisehen Fischereiverein am 20. März 1900 in einem VortrageÜber die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Binnenseefischerei (Allg. Fischer-Zeitung 1900 Nr. 8, S. 131 flg.) u. A. gerade auch über die Feststellung des Bodenreliefs der Seen unserer Heimat in so sachgeinässer Weise geäussert, dass wir uns nicht ver­sagen können, wenigstens etwas Hierhergehöriges wörtlich anzuführen.

Wir wissen bis jetzt von dem Bodenrelief der langen Seenreihen im Gebiete der Ostsee von Ostpreussen bis Ostholstein noch herzlich wenig. Der preussische Landesgeolog K. Keilhack, der sieh um die Frage nach der geologischen Entstehung jener Seen unstreitig grosse Verdienste erworben hat, erklärt zwar (Geogr. Zeitschr. IV, 50), dass wir heutefür mehr als 100 Seen genaue Tiefenkarten besitzen, in denen die Konturen des Unter­grundes durch Tiefenlinien von 5 zu 5 m so genau wie möglich dargestellt sind, allein wenn man der Sache näher auf den Leib geht, so kann man Keilhack den Vorwurf nicht ersparen, dass er hier den Mund doch ein wenig voll genommen hat. Die Sache steht vielmehr so. Keilhack hat mit Hilfe von drei Kulturtechnikern im östlichen Hinterpommern und zwar auf den Messtischblättern Kösternitz, Sydovv, Persanzig, Neustettin, Kasinneshof, Wurchow, Bublitz und Gross Carzcnburg 26 Seen ausgelotet und mit Tiefenlinien versehen. Ule hat für 15 masurische und 11 ostholsteinische Seen Tiefenkarten entworfen, leider aber in einem für die Mehrzahl von ihnen viel zu kleinem Massstabe von 1:100000. Auch sind die Lothungen an Zahl meist so gering, dass nach Ules eigenem Eingeständnis die Karten nur die allgemeineren Züge des Bodenreliefs wiedergeben und dass die gerade für die Fischerei wichtigen Einzelheiten des Bodens erst durch ein dichter gezogenes Netz von Messungen zum Ausdruck kommen würden. Keilhacks und Ules Lotungen, selbst letztere für voll gerechnet, ergeben erst 52 Seen, also nur die Hälfte jener100 Seen, von denen Keilhack sprach.