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Eduard Zache:
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und Schnecken haben auf den ersten Blick wenig Gemeinsames. Den Muscheln fehlen die wichtigsten Sinnesorgane. Zwischen ihren Schalen sind sie gegen feindliche Ueberfiille geschützt, und die Nahrung wird ihnen mit dem Atemwasser zugeführt. Die Schnecken hingegen besitzen einen Kopf mit Augen nud Ohren und wandern umher, um ihre Nahrung zu suchen. Einige unserer Süsswasserschnecken z. B. die Schlammschnecke und die Tellerschnecke sind Lungenatmer und steigen daher an den Wasserpflanzen in die Höhe bis zum Wasserspiegel, wo sie dann ihre breite Sohle entfalten und sich an der Luft festsaugen, wahrend ihr Körper ins Wasser taucht. Dabei ragt auch die Eingangsöffnung zur Atemhöhle in die Luft hinein. Wenn sie gestört werden, schliessen sie die Atein- öffnung und sinken unter. Neben den Lungenschnecken giebt es bei uns auch eine grössere Kiemenschnecke, das ist die Sumpfschnecke, welche einen Deckel besitzt, mit welchem sie im Winter ihr Gehäuse verschliesst.
Um aber ein vollständiges Bild von der Natur unserer Seeen zu erhalten, ist es noch nötig, dass wir uns auch mit der Entstehung der wasserführenden Höhlung im Boden beschäftigen. Ein See kann sich in unserem losen Bodenmaterial nur dort ansammeln, wo der Untergrund undurchlässig ist. Solche wasserhaltenden Schichten sind aber überall thoniger Natur. Die verbreitetste thonige Bodenart unserer Heimat ist der Lehm, der in der Wissenschaft den Namen Geschiebelehm führt. An vielen Stellen der Mark bildet er die oberste Bodendecke und hält in den Bodensenkungen das Wasser zurück. In anderen Strichen der Mark fehlt der Lehm und es bildet der Sand die Oberfläche, so dass sich Seeen auch scheinbar in diesem durchlässigen Material finden. Dem ist jedoch nicht so; wenn wir nämlich die Ufer der Seeen dicht über dem Wasserspiegel untersuchen, so stossen wir auch dort in den allermeisten Fällen auf einen Geschiebelehm, so dass die wasserhaltende Schicht dieselbe ist. Es giebt in der Mark zwei Geschiebelehme, einen oberen und einen unteren, welche durch eine Sandschicht getrennt sind. Während die Seeen des Oberen Geschiebelehms fast durchweg einen rundlichen Umriss haben, zeichnen sich die im Sande eingebetteten durch eine ausgesprochene Rinnenform aus. Es giebt in der Mark Striche von wechselndem Umfange, in denen der Geschiebelehm herrscht und solche, wo man den Sand in überwiegender Ausdehnung vorfindet. Das umfangreichste Gebiet Oberen Geschiebelehms mit seinen Seeen erstreckt sich von der Mecklenburgischen Grenze durch die Uckermark bis zur Oder und auf dem östlichen Ufer derselben weiter durch das gesamte nördliche Grenzgebiet der Neumark. Die Seeen beginnen bei Fürstenberg und lassen sich über Templin, Joachimsthal bis Oderberg verfolgen. Auf dem östlichen Oderufer sind es die Seeen bei Mohrin, Soldin, Lippehne und Berlinchen. Neben diesem ausgedehnten Geschiebelehmgebiet giebt es noch einige kleinere, welche sich ebenfalls durch