Die Märkischen Seeen.
121
Reichtum an Seeon auszeichnen. Es gehört hierher der höchste Teil des Kreises Oberbarniin und der nördliche Stricli des Teltow-Plateaus. In den übrigen Abschnitten der Mark bildet der Sand bei weitem die herrschende Rodenart. Vor allem ist dies der Fall in dem Strich, welcher zwischen dem Fläming im Südwesten und den Lebus-, Barnim-, Kuppin- und Prignitz-Plateaus im Nordosten liegt. Es ist nicht möglich hier alle Seeen aufzuführen. Es genügt, auf den Seeenreiclitum der Potsdamer Umgegend und auf die grossen Seeen in der Nachbarschaft von Storkow hinzuweisen. Ausserdem sind Spree und Havel, so lange ihre Flussläufo in dieses Gebiet fallen, fast nur eine Kette von Seeen. Das sind die beiden Extreme. Es giebt aber noch ein drittes, das sind die Grenzgebiete, wo Lehm- und Sandstriche sich das Gleichgewicht halten. Ein solches findet sich z. B. an der Grenze des Kreises Oberund Niederbarnim in der Umgegend von Strausberg und Rüdersdorf.
Für die Herausbildung unseres heimischen Bodens und die Gestaltung der heimischen Landschaft, ist, sobald wir die Inlandeistheorie als richtig annehmen, nur der eigentliche Abschmelzprozess von Bedeutung. Über diesen aber sind wir verhältnismässig gut unterrichtet, da wir hier genügend Beobachtungsniaterial haben. Die grossen Gletscher *) lehren, dass die Abschmelzwässer sich unter dem Eise ihren Weg bahnen. Wenn sich oberirdisch Seeen und Bäche bilden, so finden sie bald Spalten, in denen sie verschwinden. Es entstehen durch den Wasserstrom unter dem Eise Höhlungen und Gewölbe von verschiedener Ausdehnung, welche auf Eispfeileru von wechselndem Umfange ruhen. Verstopft sich ein Kanal, so wird die Decke nach obeu erweitert oder das Wasser sucht sich einen neuen Weg. Wird endlich das Gewölbe zu weit, so stürzt es zusammen und es entsteht eine Gletscherspalte. Diese Gletscherbäche, welche unter dem Eise ihren Weg sich suchen, führen kein reines Wasser, sie sind vielmehr reichlich mit Kies, Sand und Schlamm beladen, die sie aus dem überlagernden Eise ausgewaschen haben. Bei dem wechselnden Lauf dieser Gletscherbäche ändert sich auch ihre Geschwindigkeit sehr schnell und damit ihr Vermögen, das schwebende Material zu tragen. Es fällt daher bei abnehmender Geschwindigkeit zuerst der Kies, darauf der Sand und endlich bei völliger Ruhe der Schlamm zu Boden. So sind unsere Thon-, Sand- und Kieslager unter dem Eise entstanden. Daneben werden sich die Gletscherspalten allmählich zu offenen Strömen von verschiedenem Umfange erweitert haben, welche von den benachbarten Eisfeldern gespeist wurden. Man hat in den grossen Thälern, welche die Mark durchziehen, die Abflussrinnen der Schmelzwässer
*) Keilhack: Ueber die Beachtungen Prof. Rüssels am Malaspinagletscher und über die Bedeutung derselben für Glacialgeologie u. s. w. Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft. LI. Bd. S. 21.