Heft 
(1900) 9
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Kleinere Mitteilungen.

Brondusinum (ebenso wie aes Corinthium von Corinth den Namen hat n. s. w.) bezeichnet wurde. Wie aus aes Cyprium das Wort Kupfer (cuivre), so scheint aus aes Brondusinum das Wort Bronze gebildet zu sein.

Februar 1889.

Einen altmärkischen Hochzeitszug mit den althergebrachten Sitten und Gebräuchen konnte man letzthin in Cheine sehen. Morgens gegen 9 Uhr kam, wie man aus Salzwedel berichtet, der Bräutigam, begleitet von einem Trapp Reiter, um die Braut zur Hochzcitsfeicr zu holen, die in Klein- Gerstedt stattfand. An der Grenze des Ortes wurde Halt gemacht; es sprengten zwei durch Schärpen kenntlich gemachte Reiter voraus, um bei der Braut anzufragen, ob sie geneigt sei, den Bräutigam zu empfangen und sich zum Altar führen zu lassen. Nachdem sich die Braut bereit erklärt hatte und die Botschaft überbracht war, hielt der Bräutigam mit seinen Freunden, ein berittenes Musikkorps an der Spitze, seinen Einzug in den Ort. Nach erfolgter Trauung und einem kräftigen Imbiss trat das junge Paar die Hochzeitsreise an. Den Zug eröffnete wieder ein Musikkorps zu Pferde. Hierauf folgten wohl an dreissig Reiter, deren Pferde auf das Schönste bekränzt waren. Hinter diesen kam der Brautwagen, dem sich die geladenen Gäste aus Cheine anschlossen, wohl an 20 Wagen voll. An vielen Stellen, die der Zug passieren musste, waren von Zuschauern Leinen über den Weg gesperrt; das Brautpaar musste jedesmal erst ein an­gemessenes Wegegeld zahlen, bevor der Zug weiter ziehen konnte. Nachdem man endlich die Klein-Gerstedter Grenze erreicht, war abermals grosses Rendezvous, um bei der Mutter des Bräutigams anfragen zu lassen, ob die Braut willkommen sei. Ein Korb mit Kuchen und eine Flasche Wein, wel­ches beides den anfragenden Reitern für das junge Paar von der Schwieger­mutter übergeben wurde, drückte deren volle Genehmigung aus, und nun erst ging es mit Sang und Klang zum Dorfe hinein, wo unter Teilnahme von über 300 Personen drei Tage lang Hochzeit gefeiert wurde.

B. Lokal-Anz., 1. April 1896.

In ähnlich opulenter Weise werden ab und zu noch jetzt Hochzeiten in den reichen Bauerdörfem unserer Uckermark gefeiert.

Klugheit des Storchs. Von einer alten märkischen Ivlosterniauer (vielleicht in Lindow) sagt Th. Fontane (Der Stechlin. Berlin 1899, S. 98) Sie stand da, wie bereit, alles unter ihrem beständig drohenden Niedersturz zu begraben und nur das eine konnte wieder beruhigen, dass sich auf höchster Spitze ein Storchenpaar eingenistet hatte. Störche, deren feines Vorgefühl immer weiss, ob etwas hält oder fällt.

Diese zutreffende Beobachtung Theodor Fontanes bestätigt sich durch Bernau. Bekannt ist in unserm Vorortstädtchen das stets besuchte Storch­nest auf dem Pulverturm neben dem Königsthor, in welchem sich die Städ­tische Altertümersammlung befindet. Nun ist noch ein anderer Thorturm da, ähnlich dem Pulverturm, auf welchen ein Wohlweiser Rat schon wieder­holt ein Wagenrad hat legen lassen, um den Menschenfreund Adebar zum