Heft 
(1900) 9
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Kleinere Mitteilungen.

gebrechliche Wesen den harten Winter des Waldes, und erlebt dann seinen versprochenen Frühling. Habt Ihr noch nie schon beim ersten Sonnen­blicke, wenn noch kaum Halm und Gras hervor ist, einen Falter fliegen gesehen mit ausgebleiehten zerfetzten Flügeln, wie ein vorjährig verwittert Blatt? Dies ist so ein Überwinterer. Ad. Stifter, Studien I, Der Hochwald. 235.

Im Nov. 1898 fand ich bei Berlin ein Tag-Pfauenauge lebend unter einem Stein in einer Art Winterschlaf.

Vergl. auch Handtmann inBrandcnburgia VII, 355. E. Fr.

Der Schöneberger Meilenstein, der an der Ecke der Wieland-Strasse in dem Fricdenauer Ortsteile von Schöneberg stand, hat bei der Uegulicrung der alten Provinzial-Chaussce entfernt werden müssen. Bei dieser Gelegenheit ist er total vernichtet worden, weil niemand an seinen historischen Wert gedacht hat. Dieser Meilenstein ist von König Friedrich Wilhelm III. er­richtet worden. Der König, der seine Fahrten von Berlin nach Potsdam zu Wagen zurücklegte und dies auch dann noch that, als 1 die Potsdamer Bahn im Betriebe war, Hess auf der Potsdamer Chaussee drei Meilensteine errichten. Der erste war der jetzt abgerissene, der zweite steht heute noch in Zehlendorf, während der dritte, ebenfalls noch vorhandene sich hinter Wannsee befindet. Diese Meilensteine erheben sich auf einem Unterbau von Granit in Gestalt einer hohen Säule, die von einer Kugel aus Metall mit blinkender Spitze gekrönt wird. An der Vorderseite steht in lateinischen Ziffern und Lettern I, II, bezw. III Meilen von Berlin. Die Entfernung der Meilenzahl ist vom Dönhoffsplatz bemessen worden, wo früher ein grosser Obelisk den Ausgangs-Meilenstein an der Stelle bczeichnete, wo heute das Stein-Denkmal steht.

Vom Böten. Der Lieutenant von Poggenpuhl sagt zu seiner an Reissen leidenden Mutter, der Majorswittib:Aber sage Mutter, hast Du denn schonböten lassen?

Böten?

Ja, böten. Böten ist pusten und besprechen oder so was wie mit Sympathie. Das hilft immer. Wir haben da eine alte Pohlschc, sowie die lospustet, ist es weg.

Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Berlin 1896. S. 28.

Vergl. E Friedei: Vom Böten:Brandenburgia VI, S. 374376 und K. Poetters: Noch etwas vom Böten: VIII, S. 225240. E. Fr.

Über den Poeta Laureatus Christian Pudor. Christian Pudor, dessen die Geschichte der Straussberger Stadtschule von B. Seiffert (Archiv derBrandenburgia VI, S. 60, No. 32) gedenkt, hat als Geistlicher die im 17. Jahrhundert allerdings nicht seltene Auszeichnung erfahren, zum Dich­ter gekrönt zu werden. Mit den wissenschaftlich gebildeten Kreisen seiner Vaterstadt Guben hatte er dauernd die Verbindung aufrecht erhalten und