Heft 
(1900) 9
Seite
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Kleinere Mitteilungen.

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z. B. 1655*) als Schüler des Berliner Gymnasiums zum grauen Kloster seinem ehemaligen Lehrer, dem Gubener Rektor C. Langhans in einem lateinischen Gedicht gratuliert. Bei der grossen Zahl seiner poetischen Lei­stungen in deutscher und lateinischer Sprache war es daher nicht zu ver­wundern, dass ihm der Lorbeerkranz zu teil wurde, als sieh in der Heimat­stadt die Gelegenheit bot, um ihn zu werben. Der sachsen-merseburgische Salzamts-IIauptmann zu Guben und Gcgcnhlindler des Markgraftums Niedcr- lausitz Jacob Klincksbcil von Grüncwald war als kaiserlicher Pfalzgraf (Com. Caes. Pal.) erniltchtigt, Dichterkrönungen vorzunehmen und hatte be­reits am 26. September 1668 den Rektor des Luckauer Lyceums, Christian Crucia, mit dem Lorbeer geschmückt. 1669 verlieh er Pudor den Kranz, wahrscheinlich in den Fcstrliumen des landesherrlichen Salzamts, des ehe­maligen Klosters vor Guben. Der nunmehrige Poeta laurcatus Hess alsbald zu Berlin ein deutsches Lobgedicht von der Poesie (114 Verse) mit an- gehilngtem Dankliede an seinen Gönner von Grünewald drucken. Der Schluss des ersteren lautet:

Der Kayser Leopold ist auch noch heute hold

Dem weisen Tichtervolck. Er lässt den Fleiss belohnen,

Den man auf Tichten wendt, mit grünen Lorbeerkronen;

Mit Kronen, welche man viel höh'r und werther schützt,

Alss Croesus Geld und Gold: Mit Kronen, so da setzt Der Kayser Helden auf; mit Kronen, so verletzen Der Donner niemahls kann; mit Kronen, so ergetzen Die, so damit gekrönt; mit Kronen, so der Neid Muss lassen ungekriinckt; mit Kronen, so die Zeit Hier nicht verzehren kann; mit Kronen, so da grünen,

So lange dieses Rund vom Himmel wird beschienen . . .

Nun diese Krone hat (wiewohl ich mich geschfttzet Nicht würdig solcher Ehr) mir neulich aufgesetzet Durch den von Grünewald der Kayser Leopold,

Daraus ist g'nug zu sehn, dass er Poeten hold.

Von wem ist, der mich krönt, in den Pfaltz-Graffen-Orden In Wien mit grosser Ehr und Ruhm erhoben worden?

Vom grossen Leopold. . . . Kommt, kommt vom Helicon,

Ihr Musen, danckt mit mir für diese werthe Krön.

Alle erwähnten Gedichte Chr. Pudors sind abschriftlich erhalten in dem handschriftlichen Sammelwerke des emeritierten Kantor J. G. Stephani, 500 gelehrte Gubener v. J. 1729.

Guben. II. Jentsch.

) In demselben Jahr besang er als Chorpräfekt in einem lateinischen Gedicht von 397 Hexametern, das er bei einer Feierlichkeit aus dem Gedächtnis vortrug, die Geschichte der Judith. Der Anfang lautet:

, Eni nunc arma canam viduae victricia castae Judithae, dirum quae fortiter ense corusco Assyrium regem privavit vita Holofemem.

Im Druck ward die Arbeit mit Lobgedichten des Rektor Heintzelmann, Kon­rektor Schirmer, Subrektor Treuer und Subkonrektor Weber, sämtlich am Kloster­gymnasium ausgestattet.