4. (2. ausserordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.
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(lein Strassenniveau, ein Kirchhof mit (1er Dammkirche in seiner Mitte. An dieser Stelle erbaute 1157 Erzbischof Wichmann eine Kapelle beatae Mariae Yirginis. Nach der Zerstörung durch die Wenden wurde 1177 ein Neubau aus Ziegeln von den Kolonisten aufgeführt. Es ist eine kreuzförmige Pfeilerbasilika, der die Seitenschiffe fehlen; Langhaus und Querschiff haben Balkendecke, und das Chor hat ein Gewölbe. Erzbischof Albrecht, welcher in den Jahren 1201) bis 1221 das Laurentiuskloster in Neustadt-Magdeburg errichtet hatte, schenkte den Mönchen desselben diese Klosterkirche. Im Jahre 1282 kamen auch Nonnen nach Jüterbog. Auf dem Wursthof besichtigten wir später die Stelle, wo (las älteste Frauenkloster gestanden hat. Von ihm soll noch ein vermauertes Fenster in der Stadtmauer herrühren. Die Stadtmauer und die Thore wurden im Jahre 1300 erbaut, so dass um diese Zeit die Nonnen verdrängt wurden und ihr Kloster zum heiligen Kreuz hier draussen neben der Dammkirche neu erbauten. Von dem Kloster ist nur das Zellengebäude noch erhalten und Spuren des Kreuzganges. Das Kloster stand mit der Kirche durch einen Gang in Verbindung, und die Nonnen be- sassen in der Kirche eine verdeckte Empore, in welcher sie dem Gottesdienst beiwohnen konnten. Die Kanzel stammt aus dem Jahre 1575 und wurde vom Amtshauptmann von Klitzing gestiftet.
Nach der Besichtigung dieser Baulichkeiten setzten wir unseren Weg fort und betraten durch das Dammthor die Stadt. Es ist dies das stattlichste der Thore, es bestellt aus Backsteinen und trägt einen prächtigen Zinnenkranz. Es sind eigentlich zwei Thore, also eine Thorburg. Das Aussenthor trägt an jeder Flanke ein rundes Türmchen, während neben dem Innenthor ein hoher Knndtunn mit Zinnenkranz steht. Nach Süden schliesst sich hier ein Stück Mauerüberrest an, in welchem noch zwei Türme stehen. Die Türme sind in ihrer unteren Hälfte aus Feldsteinen und in ihrer oberen aus Backsteinen aufgeführt. In ihrem Mauerwerk sind Löcher ausgespart zum Einsetzen der Balken für den Wehrgang. Das Dammthor ist zwischen 1480 und 1489 erbaut worden. Hinter ihm erweitert sich die Strasse bald zu einem kleinen Platz, von dem aus man einen schönen Blick auf den Doppelturm der Nicolaikirche hat. Wir folgten nun dem Bleichgange, dem schmalen Steige innerhalb der Mauer, bis zum vierkantigen Eckturm, wo die Mauer auf hört, und wunderten dann auf einer schönen Promenade bis zum hinteren Eingang des Hotels Bergschmidt, wo wir das Frühstück schon vorbereitet fanden. Nachdem dasselbe in dem freundlichen Garten verzehrt war, suchten wir die Nicolaikirche auf. Unterwegs warfen Avir noch einen Blick auf das Äussere der Tetzeikapelle.
Die Nicolaikirche mit ihren beiden Türmen und dem hohen Dach ist das Wahrzeichen von Jüterbog. Es fehlen über diese Kirche freilich alle Urkunden. Die älteste aus dem Jahre 1307 sagt, dass ein Bürger
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