Niedergörsdorf bei Jüterbog, eine Dorfchronik.
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schweigend ans Werk machen. Einst hatten sich solche Männer glücklich znsammengefunden und richtig, sie hatten den Schatz mit Schaufeln, Leitern und Stricken so ziemlich gehoben. Da vergass sich einer der Hanse, indem er ausrief: „Man immer zu.“ Plötzlich entschlüpfte der Schatz und versank 7 Klafter tiefer, denn vorher. Als die Hanse tief in der Erde ein dumpfes Rollen und Grollen hörten, wichen sie eiligst von dem unheimlichen Orte, von welchem es noch heute heisst, dass es daselbst nicht richtig sei. So wird erzählt, dass man zwischen 12 und 1 Uhr den Weg nach Kaltenborn nicht befahren dürfe, weil das Fuhrwerk aufgehalten würde. Eigen erging es in der Nähe dieser Stelle dem Pfarrer aus Niedergörsdorf. Derselbe kehrt etwas spät von einem Besuch in Kaltenborn zurück. Zu seiner Verwunderung bemerkte er in der Dunkelheit feurige Kohlen. Als er darauf näher ging, sah er eine Gestalt in den Kohlen umherhantieren, welche sich hier- und dorthin wendete. Nach näherer Untersuchung ergab sich, dass ein Steinsprenger aus Kaltenborn Unglück mit einem Bündel Schwamm gehabt hatte. Durch einen Funken seiner Pfeife war der Schwamm in Brand geraten, und er war dabei, den Schwamm zu retten, was ihm schwer gelingen wollte. Ähnlich erging es einem Krieger von 1866, welcher spät von Malterhausen kommend am Kesselgrund vorüber musste. Von fern hörte er ein Geräusch und sah eine Person emsig beschäftigt. Der Spuk war nichts anderes, als ein Mann, der hier für sich auf fremdem Boden den angefahrenen Dünger zusammenharkte. Hierbei ist zugleich zu erwähnen, dass auch an der Grenze von Dennewitz ein grosser Hund umgehen soll. Desgleichen wird erzählt, dass in einer Hüfnerei ein Kobold sein Wesen treibe. Derselbe sei öfters in der Gestalt eines grossen bunten Hundes oder eines Kalbes beobachtet worden, sei aber, wenn man sich genähert habe, auf wunderbare Weise entschwunden. Tagewählerei und mancher andere Aberglaube sind noch im Gange. Erbsen müssen am bestimmten Tage gesäet werden, um gut zu kochen, ebenso der Lein, damit er nicht durch Unkraut leide; in den Zwölften darf kein Spinnrad gehen, wenn nicht Unglück einkehren soll und dergleichen. Vom Besprechen wurde noch neulich eine merkwürdige Geschichte von einem sonst hellen und aufgeklärten Hüfner erzählt. Seine Pferde wollten nicht fressen, und so machte er sich zum Wunderdoktor auf den Weg. Als er seine Not vorgetragen hatte, schrieb dieser mit dem Finger einige Zeichen auf den Tisch, machte dann die Gebärde, als lösche er die Zeichen aus und rief: Die Pferde fressen schon. Die Heilung war denn auch vollbracht. Um das Bezaubern abzuwehren, wurden in früherer Zeit die Hunde mit dem Namen Wasser gerufen, weil Wasser und Brot nie verzaubert werden kann. Das Storchnest auf dem Dache des Pfarrhauses war ein gutes Omen für das Haus, und man ahnte Feuer oder sonst Unglück, als es ein Sturmwind herunter geworfen hatte.