Heft 
(1900) 9
Seite
185
Einzelbild herunterladen

Niedergörsdorf bei Jüterbog, eine Dorf Chronik.

185

Schwert worden, besonders am Tage der Schlacht von Dennewitz, am Montag den ß. September 1813.

Der Feuerschein des brennenden Dorfes Zalmsdorf bei Zahna, welcher am Abend des 5. Septembers am südwestlichen Horizonte sichtbar wurde, kündete den erschrockenen Einwohnern hiesiger Gegend das Herannahen des gefürchteten Feindes an. Als sie am Montag nach einer sorgenvollen Nacht erwachten und die Kolonnen der heranziehenden Truppen nach allen Seiten hin bemerkten, standen sie ratlos auf der Dorfstrasse und in den Gärten. Zum Entfliehen war weder Zeit noch Raum. Als sie so standen, kam ein höherer preussischer Offizier durchs Dorf gesprengt, um zu erkunden, ob es etwa Feinde in sich berge. Er redete die ge- iingstigten Leute freundlich an und machte ihnen die schlimme Mitteilung, dass das Dorf in grosser Gefahr stehe, in Brand gesetzt zu werden. Schon war die Batterie Ludwig aufgefahren, um Brandgeschosse zu senden. Er riet schliesslich den Leuten, in ihre feste Kirche zu eilen. Das thaten sie denn auch. Dort kauerten sie nun an den Wänden mit Gebet und Flehen, der Pastor verbarg sich in der festen Kanzel. Bange Stunden hatten sie hier gesessen, als plötzlich die russische schwere Batterie ganz nahe der Kirche, um den schon im Osten über das Dorf vordringenden Franzosen in die Flanke zu kommen, mit 18 Geschützen ein gewaltiges Feuern begann. Da konnte sich eine Bauerfrau nicht halten, sie rief laut:Kinjerkins, Kinjerkins, nu kamen die Murbigker. Weiter und weiter zog sich der Kanonendonner, neugierig kamen die Leute aus ihrem Versteck. Das Dorf hatte kaum gelitten. Einzelne Kanonenkugeln waren eingeschlagen, und eine derselben hatte das ganze Wohnhaus des Freischulzen durchquert, indem sie durch 7 Wände schlug. Der alte Freischulze pflegte zu erzählen, dass ein langer Franzose tot auf dem Kirchhof gelegen habe, welcher auch dort begraben sei, und dass er einen blanken Thaler aufgehoben habe. Die Leute von Wölmsdorf, welche sich in ihren Strohhäusern nicht sicher fühlten, traten unter die Mühle. Als aber hier einige Kanonenkugeln einschlugen, fanden sie noch Gelegen­heit, hinter dem Rücken der Preussen in die Wälder bei Heinrichsdorf zu entkommen. In ihrem Dorfe sah es bei der Rückkehr traurig aus; denn hier hatte sich eine Ambulanz eingerichtet. Alle Stuben und Scheunentennen waren mit Verwundeten belegt, welche dann, auf Wagen geschichtet, nach Treuenbrietzen gebracht wurden. Die Toten sind in einem Massengrab am nördlichen Ende des Dorfes begraben. In der Nähe dieser Stätte ist auf einem Stück Landes, welches die Gemeinde Wölmsdorf hergegeben hat, ein Erinnerungsstein mit gärtnerischen An­lagen aufgestellt worden.

Fremdling, magst es daheim den Deinigen melden:

Hart am Weg bei Wölmsdorf erblickt ich das Grabmal

siegreicher Helden.