Heft 
(1900) 9
Seite
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Pastor Zimmermann:

Rohrbeck, Niedergörsdorf, Kaltenborn, Dalicho und Lindo, welche am meisten durch die Schlacht gelitten hatten. Diesen kündigte jetzt der Landrat an, dass ihnen die Gnade des Königs ein Geschenk von 13 000 Thalern als Ent- schlidigung bewilligt habe.Heil unserm König rief er, und alle Anwesenden stimmten ein mit:Heil dir im Siegerkranz. Hiermit endete die Feier auf dem Schlachtfelde. Die herbeigeströmte Menge verteilte sich in die benach­barten Dörfer. Das Militär marschierte nach Jüterbog zurück, wohin sich auch die Stände und alle Beamten begaben. Das Denkmal aber wurde dem invaliden Unteroffizier Kaiser, der am 6. September 1813 invalide geworden war, übergeben. In Jüterbog auf dem Rathause war indessen für das Militär, für die Stände, die Superintendenten und die obersten der Behörden ein Mahl bereitet. Mehrere Landwehrmünncr, welche der Schlacht beigewohnt hatten, sowie die Geistlichen und die Schulzen von Rohrbeck, Donnewitz und Niedergörsdorf waren dazu eingeladen. Hierbei wurde auch des schon entschlafenen Siegers von Dennewitz, des Grafen Bülow, godacht. Am Abend war das Städtchen Jüterbog erleuchtet.

Der damalige Kreislandrat Hauschsteck, Ritter des eisernen Kreuzes und Kämpfer von Dennewitz seine Waffen und Orden haben in der Erinnerungslialle am Denkmal einen Platz gefunden, hat den Ort mit Baumpflanzungen verschönert. Ihm ist es auch zu verdanken, dass die Strasse nach Jüterbog, welche mehr nördlich lag und an der Mühle vorüberging, jetzt dicht am Denkmal vorbeiführt. Die Bauern von Nieder­görsdorf und Dennewitz sind ihm bei der Anfuhr guter Erde stets gern zu Diensten gewesen. Yielei schöne patriotische Feste sind seitdem am Denkmal gefeiert worden. Besonders grossartig ist die Feier des fünfzig­jährigen Jubiläums verlaufen, deren Beschreibung in der Chronik von Jüterbog zu finden ist.

Hier möge nur eine kleine Episode jener Feier eingefügt werden, aus welcher hervorgeht, dass diese sonst so ernsten und bedächtigen Flämings-Bauern auch für Humor und Scherz nicht unzugänglich sind. Zu dem Feste waren die drei Gevattersleute: der Freischulze, der Stell­macher und der Ortslehrer hinausgegangen. In den aufgestellten Wein­buden hatten sie sich gütlich gethan. Der Fläminger trinkt nur mit seltenen Ausnahmen übers Mass, so auch diese drei Freunde. Das Fest war draussen zu Ende, sie hatten aber noch nicht Lust, in ihrem Gelage aufzuhören. Sie kauften noch einige Flaschen Wein und Gevatter Schul­meister trug sie in den Taschen seines Leibrocks dem Dorfe zu, wo sie noch geleert werden sollten. Da fiel es dem jovialen Freischulzen ein, sein Lied:Was unten ist, muss oben sein anzustimmen. Dabei schlug er mit seinem Stock verhängnisvoll an die Tasche des Lehrers, so dass die Flaschen zerbrachen und der edle Rotwein mit vieler Beschwer des Gevatters vergossen wurde; derselbe konnte die Flaschen nur mit grosser Sorgfalt und Mühe los werden. Die drei sind bis an ihr Ende gute Gevattersleute geblieben.

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