Heft 
(1900) 9
Seite
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Niedergörsdorf bei Jüterbog, eine Dorfchronik.

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Am 26. Mai 1830 zog ein Gewitter mit gewaltigem Sturm von Westen herauf und erfasste die Scheune des Hüfners Meske, welche er über den Haufen warf. Eine gewaltige Rüster, welche dahinter stand, warf er über die Scheune weg. Auch an den Dächern der andern Gebäude des Dorfes wurde viel Schaden angerichtet, so dass die ganze Dorfstrasse mit dem abgedeckten Stroh bestreut war.

Die Meskesche Wirtschaft war damals in geringen Umständen. Der alte Andreas Meske war 1822 verstorben und hatte seine Witwe mit 4 unerzogenen Sölmen zurückgelassen. Die Witwe verheiratete sich dann wieder mit einem gewissen Müller. In der Erbregulierung hat darauf der zweite Sohn, Friedrich Meske, das Gut mit 2600 Thalern erhalten, die übrigen Söhne bekamen, indem die Mutter zum grossen Teil auf ihre Erb­schaft verzichtete, je 500 Tlialer zur Erbschaft. Unter diesen mittelmässigen Umständen war es gewiss eine grosse Erleichterung, als Se. M. König Friedrich Wilhelm III. zur Aufrichtung der Scheune das Bauholz aus der Forst Seyda und ausserdem 300 Tlialer schenkte.

1845 am 20. Januar wurde in Wölmsdorf das Gehöft des Hüfners Friedrich durch ruchlose Hand eine Beute der Flammen.

Die Jahre 186062 brachten bei mittelmässigen Preisen gute Ernten, auch fand die Bonitierung der Acker statt; eine böse Pocken- Epidemie ging gnädig ohne viele Opfer vorüber.

Die Jahre 1863/64 ergaben günstige Ernten, aber der Preis des Roggens stand auf 4 M. Die Separation wurde angemeldet.

1865/66 brachte bei grosser Trockenheit geringe Ernten, aber der Preis hob sich.

1866 wurden die Ackerpläne zur Separation angewiesen und an­genommen. In demselben Jahre ereignete sich im Dorfe ein schweres Unglück. An einem schwülen Tage im Juni wurde der Brunnen auf dem Gehöfte des Krügers Kühnast geräumt. Tn den sich lagernden Gasen fanden der Zimmermann Müller und der Kossät Hildebrand, der ihn retten wollte, den Tod; der Dienstknecht Schwanert wachte aus seiner Betäubung wieder auf.

1867 .brachte eine geringe Ernte, aber Preise von 78 M.

1868 am 15. August, abends 12 Uhr, kam in Wölmsdorf beim Ilüfner Ernst Schulze ein Schadenfeuer aus, welches in kurzer Zeit die 6 Gehöfte des nördlichen Dorfes zerstörte.

1873 stiegen die Gesindelöhne, gingen aber auch wieder zurück.

1876 war ein besonders ungünstiges Jahr, die Preise gingen bis 8 M. Das war zu Gunsten der Witwe des Pfarrers Besser, welche zu ihrem Abgang von hier noch eine Einnahme hatte.

Am 11. August 1877, abends 9 Uhr, schlug der Blitz in die Scheune der Witwe Hinze ein, welche abbrannte.