104 Pastor Zinnncrmann: Nietlergflrsdorf bei Jüterbog, eine I>orfchronik.
bis 20 Wispel. Gerste mul Weizen wird nicht zu häufig gesilet, wolil aber Hafer und reichlich Lupine, welche häufig zur Düngung verbraucht wird. Auf Gewinnung von Fleisch wird weniger Rücksicht genommen, die Zucht von Schweinen aber ist im Gange.
Cher Leutenot ist auch hier Klage, und mit Mühe können die ;? Knechte und 2 Mägde für jede Wirtschaft beschafft werden. Dieselben erhalten an Lohn: der Grossknecht bis 100 Thlr. bei freier Beköstigung und Wäsche, die Grossmagd bis 00 Thlr. und ein Weihnachtsgeschenk, die andern Knechte bis 70 Thlr. Bei diesen hohen Löhnen würden es die jungen Leute zu etwas bringen können, aber das liebe Geld geht im Wirtschaftsleben und in Beschaffung städtischer Kleidung so auf, dass sich reichlich solche finden, welche Bären anbinden.
Die Ernte wird mit Beistand der freien Arbeiter des Dorfes und solcher aus Jüterbog eingebracht, wofür der Hüfner ein Stück Land hergiebt, welches er mit dem Dünger der Leute befährt und beackert, während sie den Ertrag desselben erhalten, ln neuester Zeit ist auch hier und da die Aushilfe von Beurlaubten vom Militär in Anspruch genommen worden. Landwirtschaftliche Maschinen kommen mehr und mehr in Aufnahme. Fast jede Wirtschaft hat Maschinen, um die Kartoffeln zu bearbeiten und aus der Erde zu nehmen. Eine Dreschmaschine (Göpel) ist ebenfalls auf jedem Hofe und nur selten noch wird der Tiek-Tack der Drescher vernommen. Der hiesige Schmiedemeister Krüger besitzt 2 Dreschmaschinen mit Dampfbetrieb, welche sehr tleissig benutzt werden. 1807 hat der Lehnhofsbesitzer eino 1 »rillsäeinaschine angeschafl't, und er hat auch den Anfang mit einer Mähmaschine gemacht; Hüfner Meske hier und fast sämtliche Hüfner in Wölmsdorf sind nachgefolgt, andere Hüfner denken mit Ernst an die Erwerbung einer solchen Maschine. Ausserdem gemessen die hiesigen Einwohner den Vorteil, dass hier eine Bost-Agentur mit Telephonbetrieb eingerichtet worden ist, wozu 100 M. aufgebracht worden sind und zwar hat die Gemeinde Niedergörsdorf 40 M., der Krüger Kühnast 15 M., der Pfarrer 25 M., Wölmsdorf 20 M. gezahlt. Dennewitz und Kaltenborn, welche von hier aus bestellt werden, haben keinen Beitrag gezahlt.
Allem Anschein nach geht Niedergörsdorf einer guten Zukunft entgegen. Es haben sich in meiner Zeit mehrere Häusler angebaut und so die Einwohnerzahl vermehrt. — Von drückender Armut ist kein Hausstand lieimgesucht.