Kleinere Mitteilungen.
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Der das Haus Berlin, Neue Rossstrasse No. 13, betreffende Fall ist in den Städtischen Akten Stadtbau 104d dadurch beendet worden, dass der Minister der öffentlichen Arbeiten mittels Erlasses vom 15. August 1899 (III. 14229) von der Erwirkung einer Allerhöchsten Genehmigung zum Abbruch des Fassadenhauses Abstand nahm und das Königl. Polizeipräsidium infolgedessen am 21. desselben Monats die Fortführung der Abbruchsarbeiten gestattete.
Kleinere Mitteilungen.
Nachlese zur Eiben-Kunde. Von Ernst Friedei.
a) Grosse Eibe in Neuendorf bei Potsdam. Ein Taxus baccataL. von ungewöhnlichen Dimensionen befindet sich hinten am Chor der neuen Kirche, wohin sie vor etwas über Jahresfrist verrückt wurde, um erhalten zu werden und den neuen Bau zu ermöglichen. Der Umfang beträgt 110 cm in der Höhe von 90 cm über dem Boden. Dann gabelt sie sich mit einem Stamm von 18 cm, der andere von 54 cm Umfang. Herr cand. jur. Backschatt, der Verfasser der 1899 erschienenen „Geschichte Neuendorfs“, dem wir diese Angaben verdanken, hält, weil er Früchte an dem Baum niemals bemerkt, denselben für männlich. Vergl. S. 8.
b) Als der stärkere der beiden Eibenbftume im Herrenhausgarten zum zweiten Mal eingestutzt wurde — das geschah im Frühling des Jahres 1897 — fielen schon recht ansehnliche Äste ab. Einem, der dies Astwerk am Boden liegen sah kam der Gedanke, sich ein Stück davon zu verschaffen, um daraus für den Fürsten Bismarck, der unter dem herrlichen Baum so manches Mal gesessen haben mochte, etwas zum Angedenken schnitzen zu lassen. Das Aststück erhielt er auch, nun aber war es nicht gar so leicht, einen Holzschnitzer zu finden, der etwas daraus zu machen wüsste. Der Ast wurde hier von Fachleuten, die ihn zu sehen bekamen, recht ungünstig beurteilt und es besonders für unmöglich erklärt, das aus ihm herzustellen, was sein Besitzer wünschte, nämlich einen Becher. Da fiel demjenigen, von dem die Rede ist, ein, dass auf der Vorder-Rhön im Sachsen-Weimarischen bei Dermbach, wo am 4. Juli 1866 zwischen den Preussen und den Baiern, die durchaus nicht nach Thüringen durchbrechen durften, so hartnäckig und blutig gekämpft worden ist, von alter Zeit her geschickte Holzschnitzer sitzen. Zu diesen wanderte der Eibenast aus der Leipzigerstrasse in Berlin, und einer von ihnen hat daraus einen Becher geschnitzt, der zur vollen Zufriedenheit seines Auftraggebers ausfiel. Er zeigt das Wappen des Fürsten, das Kleeblatt mit den drei zwischen seinen Blättchen hervorsprossenden Eichenblättern und am oberen Rand in erhabener Schrift geschnitten die Worte: „Eibe des Herrenhauses in Berlin.“ Im übrigen schmückt ihn allerhand zierliches Schnitzwerk. Dieser Becher wurde dem Altreichskanzler zum Weihnachtsabend nach Friedrichsruh geschickt mit folgenden Versen:
Von Eibenholz ein Becher Du selbst, der Eibe gleichend
Sei dir, o Fürst, geweiht, Scheinst du, so zäh, so fest,
Der mahn’, ein stummer Sprecher, Weit mit den Wurzeln reichend Dich an vergangene Zeit. Und weit mit dem Geäst.