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Kleinere Mitteilungen.
Holz ist's von einem Stamme, Der wohl bekannt dir war;
Den haben Axt und Flamme Verschont manch hundert Jahr'. Vom Baum, in dessen Schatten Du oft gesessen hast,
Eh' sie gestutzt ihn hatten,
Ist dieses Holz ein Ast.
Ein Becher ist geschnitten Daraus von kund'ger Hand.
Nimm ihn, drum lass dich bitten, Ais deutscher Treue Pfand.
Die lang' dein eigen war,
Die Lebenskraft der Eibe Bewahr' noch manches Jahr!
Den Altreichskanzler scheint die kleine Weihnachtsgabe erfreut zu haben. Er antwortete auf die Sendung:
Friedrichsruh, 27. Dezember 1897.
Geehrter Herr!
Mit meinem aufrichtigen Dank für Ihren poetischen Gross und den erinnerungsreichen Kibenbecher verbinde ich die herzliche Erwiderung Ihrer freundlichen Festgrüsse. v . Bigraarck .
Damit hat die Sache ihren Abschluss gefunden, es bleibt nur übrig eine Empfehlung der Holzschnitzer auf der Vorder-Rhön, die sehr geschickte Arbeiter sind und dabei auf dem einsamen Gebirge dort in der bittersten Armut leben. Der Oberförster Brock in Dermbach wird gern bereit sein, Aufträge für diese Leute in Empfang zu nehmen.
Joh. Trojan in der National-Zeitung vom l.Jnnuar 1898.
Hierzu sei bemerkt, dass Becher aus Eibenholz gegen einen giftigen Trunk daraus schützen sollen. Der Extraktivstoff der Eibe ist (vcrgl. No. c) giftig, daher sichert — nach der Volksmedizin „similia similibus“ — der Eibenbecher gegen Gifttrllnke.
c) Im Berliner Lokal-Anzeiger vom 16. September 1898 findet sich folgende Angabe:
„Das Gift des Eibenbaumes. Der Eibenbaum wird in Deutschland überall besonders gerne gesehen und er verdient diese Schatzung sowohl wegen seines schönen Wuchses und der prächtigen Form und Farbe seiner Nadeln, als auch weil er zu den selteneren Bäumen gehört. Er hat aber auch eine unangenehme Eigenschaft, die bisher wenig bekannt sein dürfte und erst neulich vom Rossarzt Schüler in der Zeitschrift für Veterinärkunde klargestellt wurde. Er kann nämlich unter Umständen den Haustieren gefährlich werden. Unser Gewährsmann wurde vor einiger Zeit nach einem Hause gerufen, wo zwei Ziegen erkrankt waren. Er fand die eine mit stark aufgetriebenem Leibe, alle Viere fortgestreckt, zuckend auf dem Boden liegen, während sich die andere noch auf den Beinen hielt, aber kein Futter nahm. Da die erstere nicht mehr zu retten war, so wurde sie geschlachtet, ohne dass ein weiteres Anzeichen von Krankheit gefunden wurde als eine Milzgeschwulst. Auch die andere Ziege wurde nun schlimmer und verfiel in einen schlafsüchtigen, betäubungsähnlichen Zustand. Der Arzt machte einen Stich in die linke Seite und zog dabei zu seinem Erstaunen mit der Kanüle grüne Nadeln heraus, deren Abstammung vom Eibenbaum er sofort erkannte. Die Hausfrau gestand nunmehr, dass sie den Ziegen am voraufgehenden Abende eine 14 Tage alte Guirlande aus Eibenzweigen als Futter vorgeworfen hatte. Die geäusserte Giftwirkung der Eibe rührt von einem nach ihrem Namen (Taxus bacata) als Taxin bezeichneten Stoffe und ausserdem von der in den Nadeln enthaltenen Ameisensäure her.“
Hierzu bemerke ich, dass schon seit Jahrhunderten vor Herrn Rossarzt Schüler die giftige Wirkung genossener Eibennadeln bekannt ist. Namentlich